01.03.2013 Aufrufe

Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5.5 Ökonomische Theorie und Energiesteuern<br />

Mit den wirtschaftssysteminternen Abarbeitungsmechanismen des umweltpolitischen<br />

Steuerungsinstruments Energiesteuern beschäftigt sich die Umweltökonomie. Umweltprobleme<br />

sind seit langem Thema ökonomischer Theorie. Die Umweltökonomie thematisiert<br />

Umweltprobleme dabei als ‘externe Effekte’, deren Internalisierung erklärtes Ziel von<br />

Umweltpolitik ist (vgl. Endres 1994: 19 ff.). Aus dieser Perspektive stellen Energiesteuern ein<br />

Internalisierungsinstrument dar.<br />

In bezug auf Umweltpolitik interessiert hier die politikberatende Funktion der<br />

Umweltökonomie, vor allem die quantitativ-monetäre Bewertung von Umweltschäden 115 und<br />

die Bewertung und Entwicklung umweltpolitischer Instrumente. Bei einer ökonomischen<br />

Bewertung von Instrumenten ist das Effizienzkriterium entscheidend: Die Frage lautet, wie zur<br />

Überwindung des konstatierten Marktversagens externe Effekte (Verschlechterung der<br />

Umweltqualität) als Kosten den Verursachern so angelastet werden können, daß über den<br />

Allokationsmechanismus des Marktes wieder gesamtwirtschaftlich pareto-optimale Ergebnisse<br />

erzielt werden.<br />

Umwelt wird aus ökonomischer Sicht als knappes Gut behandelt, Umweltprobleme sind als<br />

Fehlallokationen zu interpretieren (vgl. zum folgenden Hansmeyer/Schneider 1992: 14 ff.). Um<br />

diese Fehlallokationen zu verhindern, muß die Umweltknappheit durch institutionelle und<br />

instrumentelle Vorkehrungen in Preise übersetzt werden, um so "die Umweltgüter zum<br />

Gegenstand marktlicher Abwägungsprozesse zu machen" (ebd. 16). Zur Etablierung eines<br />

Preissystems werden in der neoklassischen Theorie zwei Ansätze diskutiert, die untrennbar mit<br />

den Namen R. H. Coase und A. C. Pigou (vgl. weiter unten) verbunden sind. Stark vereinfacht<br />

handelt es sich beim Property-Rights-Ansatz nach Coase darum, Umwelt in ein privates Gut zu<br />

verwandeln. Die ‘richtige’, den jeweiligen Präferenzen entsprechende, Umweltqualität wird<br />

durch privatwirtschaftliche Verhandlungen von rationalen, eigennutz-maximierenden<br />

Individuen festgelegt. Umweltpolitik beschränkt sich in diesem Fall auf Ordnungspolitik, "die<br />

Rahmenbedingungen setzt und dann dem Markt das Feld überläßt" (ebd. 18). Bei dieser<br />

radikalen Marktvariante existieren für die Politik keine weiteren Steuerungsprobleme, da<br />

Verhandlungen der Wirtschaftssubjekte, die über exklusive Eigentums-, Verfügungs– und<br />

Nutzungsrechte an Umweltgütern verfügen, zu einem pareto-optimalen Ausgleich<br />

konkurrierender Umweltnutzungen führen.<br />

Die theoretisch elegante Verhandlungslösung stößt jedoch in ihrer praktischen Eignung für die<br />

Umweltpolitik auf unüberwindbare Hindernisse (vgl. z.B. Endres 1994: 49 ff.; Furger 1994: 58<br />

ff.; Hansmeyer/Schneider 1992: 18 f.). Ohne näher auf die umfangreichen<br />

wirtschaftstheoretischen Diskussionen dieser Problematik eingehen zu wollen, sollen die<br />

Schwierigkeiten mit exklusiven Verfügungsrechten am Beispiel der Luftreinhaltepolitik<br />

plausibilisiert werden: ‘Luft’ ist als öffentliches Gut (vgl. weiter unten) jederman frei<br />

zugänglich. Besäße z.B. die Gesamtheit der Bewohner einer Gemeinde die Verfügungsrechte<br />

über den Luftraum, "könnten sie entweder diese Verfügungsrechte behalten und damit die<br />

Luftqualität über den gesetzlichen Mindeststandard anheben oder Interessenten (Teile der)<br />

exklusive(n) Verfügunsgrechte verkaufen" (Wicke 1991: 212). Neben kontrolltechnische<br />

Schwierigkeiten (mobile Emissionsquellen) und moralischen Bedenken (Informationsdefizite<br />

von Konsumenten) tritt das Problem, daß erhebliche Verhandlungskosten allein dadurch<br />

115 Zur quantitativen Bewertung von Umweltproblemen vgl. Kap. 2.2 "Das Verusacherprinzip"<br />

80

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!