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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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So verbrauchen z.B. Neubauten durch verbesserte Isolation bei gleicher Wohnraumtemperatur<br />

deutlich weniger Energie: Nach der Novelle der Wärmeschutzverordnung (WSchV), die am<br />

1.1.1995 in Kraft getreten ist, müssen bei Neubauten Isolationstechniken Anwendung finden,<br />

die eine Absenkung des Heizwärmebedarfs um durchschnittlich ca. 30% erwarten lassen (vgl.<br />

BMU 1994e: 106; kritisch dazu Kasparek 1992: 55 f.). Insgesamt schätzt der Arbeitskreis<br />

Gebäudebereich der Interministeriellen Arbeitsgruppe „CO 2 -Reduktion“ das<br />

Reduktionspotential auf jährlich rund 100 Mio. t CO 2 . Dies ist mehr als ein Zehntel der<br />

Gesamtemissionsmenge des Jahres 1993 (vgl. Enquete-Kommission 1995: 1044). Weitere<br />

Beispiele für ‘dirigistische’ Maßnahmen sind die Heizungsanlagenverordnung, die Vorlage<br />

einer Wärmenutzungsverordnung und die Kleinfeuerungsanlagen-Verordnung (vgl. BMU<br />

1994e: 106, 123, 125). Durch sie werden die Akteure verpflichtet, moderne<br />

Energiespartechniken anzuwenden, anfallende Abwärme zu nutzen und Altanlagen mit<br />

niedriger Energieproduktivität nachzurüsten. Es ist die Absicht des Gesetzgebers, technische<br />

Innovationen zwingend im Gebrauch vorzuschreiben. Da die Industrie ordnungsrechtliche<br />

Eingriffe antizipiert, versucht sie durch Selbstverpflichtungserklärungen, z.B. beim<br />

Klimaschutz 87 oder beim Verkehr (Entwicklung des ‘Drei-Liter-Autos’), Eingriffe abzuwehren<br />

und staatliche Normsetzung zu verhindern.<br />

Reichen diese und andere Vorschriften, Auflagen und Verbote als Steuerungsinstrumente aus,<br />

um die strukturelle Ökologisierung durchzusetzen bzw. den Weg zu einem<br />

ressourcenextensiven Energiesystem zu forcieren? Die Antwort vieler Experten ist eindeutig:<br />

Die initiierten Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die für eine Klimastabilisierung<br />

notwendige CO 2 -Reduktion erreichen zu können. So sind in den alten Bundesländern trotz<br />

gestiegener umweltpolitischer Bemühungen die CO 2 -Emissionen von 715 (1987) auf 726 Mio.<br />

t (1993) angestiegen (vgl. BMU 1994: 18). Ohne die Vereinigungmit der DDR hätte die<br />

Bundesregierung für Gesamtdeutschland sicherlich kein so ehrgeiziges Sparziel ausgegeben<br />

(siehe oben), doch der bei diesem Ziel strategisch mitberücksichtigte Einbruch des<br />

Energieverbrauchs in den fünf neuen Ländern ist durch die wirtschaftliche Wiederbelebung an<br />

sein Ende gelangt. Mit der Fortschreibung der gegenwärtigen Energiespar– und<br />

Klimaschutzpolitik ist die Realisierung der Einsparziele höchst unwahrscheinlich. Die Chancen,<br />

den CO 2 -Ausstoß Gesamtdeutschlands bis 2005 deutlich unter 800 Mio. t zu senken, stehen<br />

angesichts gegenläufiger Tendenzen schlecht. Bei den Handlungsempfehlungen der Enquete-<br />

Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ heißt es dazu:<br />

„Die von der Kommission in Auftrag gegebenen Untersuchungen zeigen – wie andere Untersuchungen<br />

auch – , daß bei unbeeinflußter Entwicklung, trotz einer Fortsetzung der Entkopplung von<br />

Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch, die für notwendig erachteten Minderungen<br />

energiebedingter Treibhausgase nicht erreicht werden“ (1995: 1018).<br />

In bezug auf ordnungsrechtliche Maßnahmen besteht die Auffassung, „daß dirigistische<br />

Eingriffe durch Ausweitung staatlicher Regulierung kein geeigneter Weg sind, um<br />

Einsparpotentiale volkswirtschaftlich effizient zu erschließen“ (ebd. 1028).<br />

87 Kurz vor Beginn der Berliner Klimakonferenz gaben vierzehn im BDI organisierte Branchen eine Erklärung ab. Dort<br />

heißt es u.a.: „Auf freiwilliger Basis ist die deutsche Wirtschaft bereit, besondere Anstrengungen zu unternehmen, ihre<br />

spezifischen CO 2 -Emissionen beziehungsweise den spezifischen Energieverbrauch bis zum Jahr 2005 (Basis 1987) um<br />

bis zu zwanzig Prozent zu verringern“ (zit. nach Vorholz 1995b: 28). Damit wurde jedoch keineswegs eine absolute<br />

Reduktion um 20% zugesichert, wie F. Vorholz kritisch anmerkt. Die Industrie hat lediglich versprochen, „daß sie je<br />

Einheit Wertschöpfung ihren Energieverbrauch und ihren CO 2 -Ausstoß vermindern will“ (ebd., Hervorhebung JC; vgl.<br />

auch „Die Wirtschaft will den CO 2 -Ausstoß...“ in SZ vom 11./12.3.1995 S.21).<br />

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