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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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‘Steuerungsversagen’ kann auf inadäquate Perturbationen zurückgeführt werden, also<br />

Interventionen mit falschen Mitteln. Die Konzentration auf Verhaltenskoordination und<br />

Interaktionslogik des zu steuernden Systems und die Möglichkeiten seiner strukturellen<br />

Kopplung an das politische System führen zu einer Schwerpunktverlagerung. Zur<br />

Durchsetzung kollektiv verbindlicher Entscheidungen, der funktionalen Bestimmung des<br />

politischen Systems, muß Politik stärker als bisher den ‘autopoietischen Operationsmodus’<br />

seiner Umwelt berücksichtigen, die den Interventionsmöglichkeiten enge Grenzen setzen.<br />

Daraus lassen sich Konsequenzen für die Bedeutung der Politikfeldanalyse bei Ansätzen<br />

medialer Steuerung ziehen: Denn mediale Steuerung variiert<br />

„die Systemumwelt und setzt darauf, daß solche Perturbationen via strukturelle Koppelung intendierte<br />

Zustandsveränderungen des Systems auslösen. [...] Voraussetzung ist also so weitreichendes Wissen<br />

über die system– und umweltkonstitutiven Interaktionsnetzwerke, daß strukturangemessene<br />

Auslösereize gesetzt werden können“ (Görlitz 1990: 27).<br />

1.3 Fazit und Ausblick<br />

Hierarchische und mediale Steuerungsstheorie entwickeln unterschiedliche Vorstellungen über<br />

die Bedingungen und Möglichkeiten erfolgreicher politischer Steuerung. Während der<br />

hierarchische Steuerungsansatz auf der prinzipiellen Möglichkeit kausal-deterministischer<br />

Adressatenbeeinflußung insistiert und regulative Politik auch gegen Widerstand für<br />

durchsetzbar hält, setzt mediale Steuerung ausschließlich auf die Selbststeuerung<br />

autopoietischer Sozialsysteme. In diesem Ansatz werden die Einflußmöglichkeiten von Politik<br />

stark relativiert und auf das Setzen von Perturbationen beschränkt.<br />

Nach dieser Darstellung der Steuerungstheorie liegt im folgenden der Schwerpunkt auf der<br />

Steuerungspraxis. Dazu wird zunächst die Umweltpolitik näher charakterisiert, um einen<br />

Überblick der Strukturen und Prozesse dieses Politikfelds zu bekommen. In Kap. 3 wird<br />

schließlich ein konkretes umweltpolitisches Problem herausgegriffen: die Energieproblematik.<br />

Die Problemstellung in Kap. 4 und 5 lautet: Welchen Beitrag zur Aktivierung von<br />

Energiesparpotentialen können umweltpolitische Steuerungsinstrumente aus der Sicht medialer<br />

und hierarchischer Steuerungstheorie leisten? Anwendungserprobte Auflagenpolitik durch<br />

Ordnungsrecht oder Ökonomisierung durch Energiesteuern lauten die zur Wahl stehenden<br />

Alternativen. Mit Hilfe der skizzierten Steuerungstheorien wird eine Bewertung der<br />

Instrumente vorgenommen.<br />

2. Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland<br />

In Kap. 1 wurde die These aufgestellt, daß in der Bundesrepublik Deutschland die technischökonomischen<br />

und politisch-institutionellen Handlungskapazitäten vorhanden sind, die nach V.<br />

von Prittwitz die Bedingung der Möglichkeit von Umweltpolitik darstellen (vgl. 1990: 114 f.).<br />

Bevor auf die Bearbeitung der Energieproblematik eingegangen werden kann, muß zunächst<br />

geklärt werden, ob sich Umweltpolitik in Deutschland als eigenständiges Politikfeld<br />

institutionalisiert hat und somit ausreichende Handlungskapazitäten zur Bearbeitung von<br />

Umweltproblemen zur Verfügung stehen. Die Beantwortung dieser Frage ist das Ziel einer<br />

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