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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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Anteil am globalen Primärenergieverbrauch: „Der Verbrauch kommerzieller Primärenergie pro<br />

Kopf lag 1986 z.B. in Kanada um das 32fache höher als in Indien“ (Nohlen (Hrsg.) 1991: 195).<br />

Ursache dafür sind das bessere Versorgungsniveau der Bevölkerung mit Konsumgütern und<br />

der signifikant höhere Industrialisierungsgrad dieser Staaten. Auch unter Berücksichtigung der<br />

Tatsache, daß in den industriell weiter entwickelten Staaten ein Großteil der Waren hergestellt<br />

werden, die weltweit konsumiert werden und dies zwangsläufig einen höheren<br />

Energieverbrauch mit sich bringt, können die Verteilungsraten als ‘ungerecht’ interpretiert<br />

werden. Wie schon weiter oben erwähnt, besteht nämlich ein Zusammenhang zwischen den<br />

Möglichkeiten, Energiedienstleistungen konsumieren zu können, und einem (materiell<br />

verstandenem) Niveau an Lebensqualität und Wohlstand.<br />

Ein Einwand, der die Unterschiede zu bagatellisieren droht, lautet, daß in industriell nur<br />

schwach entwickelten Ländern hauptsächlich traditionelle, nicht-kommerzielle Brennstoffe, wie<br />

Brennholz, Holzkohle, Abfälle und Dung zum Einsatz kommen. Der Anteil dieser Brennstoffe<br />

an der Primärenergieproduktion der Welt beträgt 6%. In den Industrieländern spielt diese<br />

Energiequelle nur eine untergeordnete Rolle, während ihr Beitrag zur Gesamtversorgung in<br />

Afrika 1992 auf über 36% beziffert werden kann. Auch in Asien liegt der Anteil der<br />

traditionellen Brennstoffe bei knapp 10% (vgl. BMWi 1994: 78 f.). Wegen des raschen<br />

Anwachsens der Bevölkerung in den Entwicklungsländern wird aber vor allem der Zugriff auf<br />

die nachwachsende Ressource Holz immer prekärer:<br />

„Da aber erheblich mehr Holz verbraucht wird, als nachwächst, ist Brennholzmangel ein zusätzliches,<br />

spezifisches Energieproblem der Entwicklungsländer. So lebten nach FAO-Schätzungen bereits 1980 ca.<br />

1,3 Mrd. Menschen in Holz-Mangelgebieten; bis zum Jahr 2000 wird ein Anstieg auf 2,4 Mrd.<br />

befürchtet“ (Nohlen (Hrsg.) 1991: 195).<br />

D.h., daß die Entwicklungsländer in Zukunft zur Deckung ihres (steigenden) Energiebedarfs<br />

verstärkt auf kommerzielle Energieträger zurückgreifen müssen. Da eine weitere Steigerung<br />

des globalen Energieverbrauchs nur bedingt realisierbar scheint, bleibt nur der Weg, daß die<br />

Industrieländer ihren Energieverbrauch verringern und die so freiwerdenden Kapazitäten in<br />

unterversorgte Länder transferieren. Eine solche Umschichtung dringt jedoch nicht zum<br />

tieferliegenden Kern des Problems vor, wie P. Hennicke darlegt:<br />

„Die Übernahme des Produktions– und Lebensstils des reichen Nordens durch die verarmten und<br />

bevölkerungsreichen Länder des Südens wäre nur um den Preis einer ökologischen Weltkatastrophe<br />

möglich. Das derzeitige Wirtschaftsmodell des Nordens ist nicht verallgemeinerungsfähig. Die<br />

Industrieländer haben ihr ‘Recht’ auf Verschmutzung der Atmosphäre bereits im Übermaß in Anspruch<br />

genommen; in ökologischer Hinsicht sind sie bankrott“ (1993: 19).<br />

Das moralisch-ethisch fundierte Ziel einer Angleichung der Lebensverhältnisse und die<br />

allmähliche Einebnung des Nord-Süd-Gefälles kann den wichtigen Energiebereich nicht<br />

ausblenden. Größere Verteilungsgerechtigkeit bei der Nutzung erschöpfbarer Ressourcen ist<br />

eine Schlüsselkategorie bei der Überwindung der Aufspaltung der Welt in Regionen des<br />

Überflusses und der bitteren Armut. Dabei gilt es den westlichen Entscheidungsweg „nicht<br />

mehr zu imitieren, sondern zu transzendieren“ (Weiss 1995: 10).<br />

65 Eine differenzierte Aufschlüsselung nach einzelnen Ländern findet man z.B. in „Harenberg Länderlexikon ´94/95“<br />

(1994: 25 ff.).<br />

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