Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Wie wird die negative Bilanz des Einsatzes ordnungsrechtlicher Maßnahmen in der Energie–<br />
und Klimapolitik begründet? Vom ökonomischen Standpunkt aus betrachtet steht die<br />
Ineffizienz administrativer Eingriffe in allen einschlägigen Veröffentlichungen im Vordergrund<br />
der Kritik. Stellvertretend sei die Argumentation von L. Wicke genannt.<br />
„Der Hauptnachteil von Auflagenlösungen liegt in ihrer wirtschaftlichen Ineffizienz. Das heißt, die<br />
angestrebten Umweltschutzziele werden mit Auflagenlösungen nicht mit geringst möglichem<br />
Ressourceneinsatz und damit nicht mit minimalen gesamtwirtschaftlichen Kosten erreicht“ (1991: 174,<br />
Hervorhebungen im Original; vgl. auch Kap. 5.5).<br />
Weitere Nachteile sind die verspätete Berücksichtigung von Fortschritten beim Stand der<br />
Technik im Ordnungsrecht und der geringe Innovationsanreiz, „da der Anlagebetreiber stets<br />
damit rechnen muß, daß eine innovative, weitergehende technische CO 2 -Minderung zu einer<br />
kostentreibenden Verschärfung der Vorschriften führt“ (Heister 1992: 15 f.; vgl. auch Bunde<br />
1990: 65 f.; Wilhelm 1990: 19 ff.). Schließlich bleibt der enorm hohe Verwaltungsaufwand zu<br />
nennen. Ein zusammenfassendes Schlußwort zum bisherigen Regelungsschwerpunkt im<br />
Umweltschutz stammt vom ehemaligen BDI-Präsidenten Tyll Necker:<br />
„Für die Abwehr akuter Gefahren und eine umweltpolitische ‘Grundsicherheit’ bleibt staatliches<br />
Ordnungsrecht auch in der Zukunft unverzichtbar. Eine administrative Befehlswirtschaft muß jedoch<br />
umso stärker an Grenzen stoßen, je differenzierter der Umweltschutz wird. Ein Übermaß von Gesetzen<br />
und Verordnungen führt zu Intransparenz, Vollzugsdefiziten und unvertretbar hohen Kosten“ (1989:<br />
434, Hervorhebung JC).<br />
‘Differenzierter Umweltschutz’ bedeutet in der Klimaschutzpolitik die Verringerung der<br />
gesamten Verbrennungsprozesse durch konsequentes Energiesparen. Umweltpolitische<br />
Steuerung durch Ordnungsrecht scheint dem dafür notwendigen Umstrukturierungsprozeß<br />
nicht die entscheidenden Impulse geben zu können. Die Ursachen dafür sind bislang unklar<br />
geblieben. Im nächsten Abschnitt werden deshalb steuerungstheoretische Probleme<br />
hierarchischer Steuerung angesprochen, die den Hintergrund des Scheiterns administrativer<br />
Maßnahmen in der Energiesparpolitik abgeben.<br />
4.3 Hierarchische Steuerungstheorie und Energieproblematik<br />
Einwände, warum das Steuerungsinstrument Ordnungsrecht nur einen begrenzten Beitrag<br />
leistet, wenn es darum geht, vorhandene Reduktionspotentiale einer ganzen Volkswirtschaft zu<br />
aktivieren, gibt es zahlreiche. Wie exemplarisch aufgezeigt wurde, argumentieren die meisten<br />
Kritiker unter Rekurs auf den Effizienzbegriff der ökonomischen Theorie. Im Gegensatz zu<br />
diesem Argumentationsmuster soll hier versucht werden, die in Kapitel 1.1 diskutierten<br />
Probleme hierarchischer Steuerung wieder aufzugreifen und für eine Analyse fruchtbar zu<br />
machen.<br />
4.3.1 Varietäts– und Komplexitätsproblem<br />
Die größten Erfolge der Luftreinhaltepolitik konnten in den 80er Jahren bei der Reduktion von<br />
Schwefeldioxid erzielt werden, das – als wichtiger Bestandteil des ‘sauren Regens’ – für die<br />
zunehmenden Waldschäden mitverantwortlich gemacht wurde:<br />
„Die Luftreinhaltepolitik hat mit präzisen, meßbaren Zielen und zeitlich gestuften Vollzugsprogrammen<br />
zu beachtlichen Schadstoffminderungen geführt und außerdem zum Einsatz höherwertiger Technik: In<br />
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