Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Einleitung<br />
Faktor Vier lautet ein Schlagwort der Umweltpolitik. Gemeint ist damit eine Vervierfachung<br />
der Energieproduktivität, also der Menge Wohlstand, die aus einer Energieeinheit gewonnen<br />
wird. Durch diese Produktivitätssteigerung sollen zwei Ziele realisiert werden, die nur<br />
scheinbar einander ausschließen: Verringerung des Ressourcenverbrauchs bei gleichzeitiger<br />
Wohlstandssteigerung. Möglich wird dies durch die Tatsache, daß nicht Energie, sondern<br />
Energiedienstleistungen konsumiert werden, z.B. Wärme, Licht oder Transportleistungen.<br />
Die entscheidende Frage ist, wie diese Erhöhung der Energieproduktivität erreichten werden<br />
kann. Welches Steuerungsinstrument soll von Seiten der Politik eingesetzt werden, um den<br />
Prozeß einer strukturellen Ökologisierung des gesamten Energiebereichs zu initiieren? Bislang<br />
wird die bundesdeutsche Umweltpolitik durch den Einsatz ordnungsrechtlicher Maßnahmen<br />
geprägt. Doch deren Tauglichkeit wird zunehmend in Frage gestellt. In der aktuellen Debatte<br />
stehen Energiesteuern als ökonomisches Steuerungsinstrument hoch im Kurs. Sie sollen<br />
herkömmliche, fossile Energieträger verteuern und über den Preis Energiesparpotentiale<br />
aktivieren. Erneuerbare Energien sind von der Besteuerung ausgenommen, um sie<br />
konkurrenzfähiger zu machen. Gegenstand dieser Arbeit ist nun die Frage, ob Energiesteuern<br />
den an sie gestellten Erwartungen gerecht werden können. Diese Frage soll durch eine<br />
vergleichende Analyse der Wirkungen von Energiesteuern und Ordnungsrecht auf der<br />
Grundlage politikwissenschaftlicher steuerungstheoretischer Konzepte beantwortet werden.<br />
In Kap.1 werden zwei Theorien politischer Steuerung vorgestellt. Sie stellen den Versuch dar,<br />
wissenschaftlich abzubilden, wie politische Steuerung in modernen Industriegesellschaften<br />
konzipiert werden kann. Hierarchische Steuerungstheorie geht davon aus, daß es trotz<br />
erheblicher Schwierigkeiten möglich ist, daß die Politik kausal-deterministischen Einfluß auf<br />
die gesellschaftliche Entwicklungen nehmen kann. Die Theorie Struktureller Kopplung<br />
verneint dies. Ihr zufolge kann das politische System nur Störungen produzieren, die im<br />
Zielsystem selbstgesteuerte Wandlungsprozesse auslösen. Eine determinierende Beeinflußung<br />
ist nicht möglich. Diese Steuerungskonzepte bilden den Hintergrund der weiteren Analyse.<br />
Vorab muß geklärt werden, ob die politisch-institutionellen und administrativen<br />
Voraussetzungen für eine aktive Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland gegeben<br />
sind. Die Auseinandersetzung mit Geschichte, Handlungsgrundsätzen, Aktionsfeldern und<br />
potentiell einsetzbarem Instrumentarium des Politikfelds Umweltpolitik in Kap.2 liefert ein<br />
positives Ergebnis.<br />
In einem nächsten Schritt erfolgt die Analyse der Energieproblematik und ihrer<br />
unterschiedlichen Aspekte in Kap.3. Dabei wird deutlich, daß durch drohende Veränderungen<br />
des Erdklimas, die vor allem auf eine Erhöhung des CO 2 -Gehalts der Atmosphäre<br />
zurückzuführen sind, die Höhe des Verbrauchs fossiler Brennstoffe im Mittelpunkt<br />
umweltpolitischer Aktivitäten stehen muß. Aus der Reihe der CO 2 -Vermeidungsoptionen kann<br />
kurzfristig nur die Energiesparstrategie zum Erfolg führen.<br />
In Kap.4 wird untersucht, mit welchen Schwierigkeiten eine Energiesparpolitik konfrontiert ist,<br />
die ausschließlich auf das ‘klassische’ umweltpolitische Steuerungsinstrument Ordnungsrecht<br />
setzt. Der Einsatz des ordnunsgrechtlichen Instrumentariums wird dem Typus ‘hierarchische<br />
Steuerung’ zugeordnet. Im Ergebnis steht die Erkenntnis, daß das Ordnungsrecht aufgrund<br />
unüberwindbarer Steuerungsprobleme ungeeignet ist, als Initiator einer strukturellen<br />
Ökologisierung zu fungieren.<br />
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