Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
edeutet dies für das Gut ‘Klimastabilität’? Zunächst ist festzuhalten, daß es nur indirekt, d.h.<br />
über eine Verminderung von CO 2 -Emissionen erreicht bzw. zur Verfügung gestellt werden<br />
kann. Dies wiederum bedeutet, die Verbrennungsmenge kohlenstoffhaltiger Ressourcen zu<br />
senken. Bisher konnte in der Umweltpolitik, um z.B. das öffentliche Gut ‘saubere Luft’<br />
bereitzustellen, auf eine Politik der Ge– und Verbote zurückgegriffen werden. Schädigern<br />
wurden so –zumindest teilweise– die Kosten für ihr qualitätsminimierendes Verhalten<br />
zugerechnet und auferlegt. Die evolutionäre Entwicklungsdynamik wirtschaftlicher Prozesse<br />
wurde von diesen Maßnahmen nicht nachhaltig beeinflußt. Diese nachsorgend-kurative<br />
Umweltpolitik stößt im Falle der Senkung von CO 2 -Emissionen an ihre Grenzen.<br />
Ein Ansatz zur Internalisierung externer Effekte steht in der Tradition des Ökonomen C. A.<br />
Pigou. Durch die nach ihm benannte ‘Pigou-Steuer’ sollen Allokationsverzerrungen beseitigt<br />
werden. Über die Steuer (z.B. eine Energiesteuer) bekommen die Schädiger des öffentlichen<br />
Gutes ‘Klimastabilität’ die Kosten für ihr Tun angelastet. Die staatliche Festsetzung von<br />
Preisen für Umweltgüter in Form von Steuern dient der Internalisierung externer Effekte.<br />
Idealiter legt der Staat die Steuerhöhe so fest, daß die Verursacher von Umweltschäden die<br />
entstehenden Kosten voll in ihre Konsumentscheidungen miteinkalkulieren oder anders<br />
ausgedrückt, daß die Steuern gerade so bemessen werden, "daß der Verursacher im eigenen<br />
Interesse seine Aktivität auf pareto-optimalem Niveau ausübt" (Endres 1994: 90). Für die<br />
Festsetzung der optimalen Steuerhöhe müßte die Steuerungsinstanz ‘Staat’ über Informationen<br />
verfügen, die de facto nicht zur Verfügung stehen können: Eine monetäre Schadensbewertung<br />
ist aufgrund vielfältiger Schwierigkeiten vor allem bei öffentlichen Güternn nur eingeschränkt<br />
möglich: Die "hohen Anforderungen an den Informationsgrad der steuersetzenden Stelle sind<br />
ein wesentliches Hindernis für die praktische Verwirklichung des Konzepts der Pigou-Steuer"<br />
(ebd. 95).<br />
Eine praktikable Variante, die aus der Pigou-Steuer hervorgegangen ist, stellt der Standard-<br />
Preis-Ansatz nach Baumol/Oates dar (vgl. 1979). Nach diesem Konzept wird von vornherein<br />
auf das hohe Ziel einer Internalisieung externer Effekte verzichtet:<br />
"Das aus wirtschaftstheoretischer Sicht bescheidenere Vorhaben dieser Steuervariante besteht darin, die<br />
externen Effekte (konkret: die Emissionen) auf ein politisch vorgegebenes Ziel zu senken" (ebd. 96).<br />
Am Beispiel von Schwefeldioxidemissionen läßt sich der Vorgang verdeutlichen: Die<br />
Umweltpolitik legt Emissionsstandards fest und ermittelt die Kosten des dafür notwendigen<br />
Einsatzes von Filtertechnologie. Die Höhe der Emissionssteuer auf SO 2 wird daraufhin so<br />
festgelegt, daß sie die Verursacher zu einer Reduktion der Emissionen bis auf den<br />
vorgegebenen Zielwert veranlaßt. Dabei wird jeder Verursacher die Steuer, die er "pro<br />
emittierte Schadstoffeinheit zu zahlen hat, mit den Kosten der Vermeidung einer<br />
Schadstoffeinheit vergleichen" (ebd. 104). Entscheidend für die Festlegung des richtigen<br />
Steuersatzes ist das Wissen der politischen Steuerungsakteure um die Höhe der<br />
Vermeidungskosten einer Schadenseinheit.<br />
Im Fall der Klimastabilität bedeutet die politische Festlegung von Qualitätsstandards, daß<br />
konkrete Vorgaben über die jährliche Gesamtemissionsmenge an Kohlendioxid gemacht<br />
werden. Nun stellt sich die Frage nach der Höhe der Kosten zur Umsetzung dieser Vorgaben.<br />
Während die Kosten der Umrüstung auf energieeffiziente Technologien annähernd bestimmbar<br />
sind, bleiben die sozialen Kosten (z.B. die Umstellung auf energieextensives Verhalten im<br />
Friezeitbereich) weitgehend unbekannt. Der Standard-Preis-Ansatz kann somit eine<br />
Entscheidungshilfe bei der Festsetzung des Steuersatzes darstellen, doch letztlich beruht die<br />
82