Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Akzeptanzprobleme der Risikotechnologie haben dazu geführt, daß die installierten<br />
Kraftwerkskapazitäten weltweit deutlich unter den Prognosen der 60er und 70er Jahre liegen:<br />
„Beispielsweise wurde in den USA seit 1973, also vier Jahre nach der Inbetriebnahme des ersten<br />
kommerziellen Kernkraftwerks der USA , nur noch ein Kernkraftwerk in Auftrag gegeben. Seit 1987<br />
hat weltweit kein Land außer Südkorea neue Kernkraftwerke bestellt [...]. Der letzte Auftrag für ein<br />
deutsches Kernkraftwerk wurde 1982 erteilt“ (Enquete-Kommission 1995: 490).<br />
Die Stromerzeugung durch Kernenergie betrug 1992 rund 17% der globalen<br />
Elektrizitätsproduktion und lag damit hinter dem Beitrag der Wasserkraft (ebd.). Grundsätzlich<br />
bestehen sehr weitgehende Möglichkeiten der Substitution fossiler Energieträger durch<br />
Uranerz. „Der Ausbau der Kernenergie stellt [...] eine CO 2 -Minderungsmaßnahmen dar; mit<br />
einer wesentlichen Entschärfung der CO 2 -Problematik ist jedoch nicht zu rechnen“<br />
(Markewitz/Mußenbrock 1989: 288), denn allem Anschein nach, ist keine Trendwende in der<br />
Nutzung der Kernenergie zu erkennen. Auf jeden Fall können kurzfristig keine neuen<br />
Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung gestellt werden, da dem Einsatz lange Errichtungszeiten<br />
(Planung, Genehmigung, Bau) vorausgehen.<br />
Der künftige Einsatz der Kernenergie wird entscheidend von der öffentlichen Meinung zu<br />
diesem Thema abhängen. In einer Untersuchung zur Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen in<br />
der Bundesrepublik Deutschland kamen Karger/Schütz/Wiedemann zu einem klaren Befund:<br />
„Energiepolitisch ist relevant, daß die Kernenergie als Lösung der Klimaproblematik keine<br />
Mehrheit in der Bevölkerung findet“ (1992: 25).<br />
Es bleibt abzuwarten, ob durch die Bedrohung einer nahenden Klimaveränderung sich die<br />
Einschätzung des Katastrophenpotentials der Atomenergie wandeln wird und das<br />
Akzeptanzniveau ähnlich hohe Werte wie im Nachbarland Frankreich erreichen kann. Die<br />
Auseinandersetzungen um den Transport von radioaktivem Müll in das Zwischenlager in<br />
Gorleben im Frühjahr ´95 lassen dies – zumindest für die nahe Zukunft – als kaum möglich<br />
erscheinen.<br />
3.3.3 Abtrennung und Lagerung<br />
Kohlendioxid kann durch chemische oder physikalische Gaswäsche direkt nach seiner<br />
Entstehung abgetrennt werden. Hierfür kommen nur größere stationäre Quellen in Betracht,<br />
die weltweit für ca. 30% der Emissionen verantwortlich sind (vgl. Bauer 1993: 95). Die<br />
Nachteile dieser technisch möglichen Abtrennung verhindern einen umfassenden Einsatz: Der<br />
notwendige Energieeinsatz zur Betreibung der Gaswäsche verringert den Wirkungsgrad eines<br />
Kohle-Kraftwerkes von 43% auf unter 34%. Die Stromerzeugungskosten steigen dadurch um<br />
43% (vgl. Enquete-Kommission 1995: 522). „Zusammen mit dem Energieeinsatz zur CO 2 -<br />
Abtrennung führen auch der Transport zur Deponie sowie die Einlagerung selbst zu einer<br />
weiteren Erhöhung des Primärenergieeinsatzes und vermindern den Wirkungsgrad eines<br />
Kraftwerkes weiter“ (ebd. 521). Als Lagermöglichkeiten dient die Speicherung in leeren<br />
Erdgas– oder Ölfeldern bzw. die Einmischung in die Tiefsee durch Einpumpen von flüssigem<br />
CO 2 oder dem Versenken von Trockeneis auf hoher See. Im Abschlußbericht der Enquete-<br />
Kommission gelangt man zu folgender Einschätzung der Option ‘Abtrennung und Lagerung’:<br />
„Angesichts des bereits heute absehbaren hohen Aufwandes für eine CO 2 -Rückhaltetechnik sind die<br />
Optionen Minderung des Energiebedarfs durch effizientere Energienutzung sowie zunehmende<br />
Verwendung von nichtfossilen Energieträgern wesentlich wirkungsvoller, umweltfreundlicher und meist<br />
billiger. Mithin ist dieser Weg der primäre Lösungsansatz, da er bei der Ursache des Problems ansetzt“<br />
(1995: 525)<br />
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