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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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unterscheiden sich je nach Sparte und Größe, Haushalte nach Heizungsart und<br />

Gebäudeisolation, Fahrzeuge nach Leistung und Verbrauch u.a.m. Diese Differenziertheit<br />

schließt eine adäquate systeminterne Reproduktion der jeweiligen personalen und kollektiven<br />

Akteure und der Strukturen und Prozesse, in die sie eingebunden sind, durch das politischadministrative<br />

System aus. Eine Folge davon ist die Gefahr, daß sich die Adressaten<br />

administrativer Maßnahmen diesen entziehen, da die Verhaltensmöglichkeiten der<br />

Umweltstrukturen die Steuerungsvarietäten des politischen Systems übersteigen.<br />

Die „Beherrschung der Komplexität des Steuerungsobjektes“ erfordert eine ihm parallel<br />

zugeordnete „Komplexität des politisch-administrativen Apparates“ (Druwe/Görlitz 1992:<br />

149). Diese Komplexitätsverdopplung 92 stößt beim Versuch der politikinternen Modellierung<br />

von Adressaten der Energiesparpolitik an Grenzen. Denn selbst wenn die Politik eine „der<br />

Umwelt entsprechende Differenzierung der eigenen Binnenstruktur erreicht“ hat, konstatiert F.<br />

Scharpf,<br />

„daß es jedoch bisher nur mit außerordentlichen Schwierigkeiten und in relativ geringem Maße möglich<br />

war, auch die realen Interdependenzen der Problemzusammenhänge in der sozioökonomischen Umwelt<br />

durch entsprechende Verknüpfungsmuster der politisch-administrativen Problemverarbeitung zu<br />

reproduzieren“ (1972: 77, zit. nach Druwe/Görlitz 1992: 149).<br />

Angesichts der Zahl potentieller Adressaten und ihrer komplexen Struktur mit je speziellen<br />

Reduktionspotentialen ist es plausibel anzunehmen, daß für die Lösung der von F. Scharpf<br />

angesprochenen Schwierigkeiten in diesem Feld denkbar schlechte Aussichten bestehen. Nicht<br />

zuletzt deshalb, weil die Komplexitätsverdopplung in der politischen Alltagspraxis zu<br />

Überbürokratisierung führt (vgl. ebd.) und so ein weiterer Ausbau der Administration nur<br />

bedingt Fortschritte bringen kann. Dies ist auch Gegenstand aktueller umweltpolitischer<br />

Diskussionen 93 .<br />

4.3.2 Wissens– und Informationsproblem<br />

Bei der Reduzierung der Schwefeldioxid-Emissionen war die Lage eindeutig:<br />

Großverschmutzer sollten zum Einsatz von kostenintensiver, aber praxiserprobter<br />

Vermeidungstechnologie veranlaßt werden. Diese Entsorgung durch den Einsatz additiver<br />

Technik ist dem umweltpolitischen Handlungstyp ‘Risikomanagement’ zuzuordnen. Die<br />

Formen des Risikomanagements, die hierbei Verwendung finden, setzen vor allem auf der<br />

Symptomebene:<br />

„Besonders häufig sind Managementformen mit mittlerer Wirkungstiefe, zum Beispiel der Einsatz von<br />

emissionsvermindernden Zusatztechniken, Recycling-Techniken sowie prozeßtechnische<br />

Veränderungen. Die Maßnahmen haben dabei klaren Problembezug“ (von Prittwitz 1990:77).<br />

Auch regulative Energiesparpolitik verbleibt notwendigerweise im umweltpolitischen<br />

Handlungsfeld des Risikomanagements. Das Ziel, einen ökologischen Strukturwandel mit<br />

ressourcensparenden Produktions– und Konsumptionsprozessen zu initiieren, kann nur unter<br />

Einsatz des Steuerungsinstruments Ordnungsrecht nicht gelingen. Eine Erklärung dafür liegt in<br />

den segmentarischen Wissensbeständen des politischen Systems über vorhandene<br />

92 Mit anderen Worten führen „alle Versuche, die Vorgehensmöglichkeiten der Steuerungsinstanz den<br />

Verlaufsmöglichkeiten des Steuerungsfeldes anzugleichen“ zu Komplexitätsverdopplung (Görlitz 1990: 16).<br />

93 Vgl. z.B. den Aufsatz von K. Lenk: „Steht die Umweltverwaltung der Weiterentwicklung des Umweltschutzes im<br />

Wege?“ (1991: 75 ff.)<br />

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