Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Güte von Informationen bedarf spezifisch politischer Relevanzkriterien. Allgemein anerkannte<br />
Kriterien sind jedoch nicht in Geltung, die Frage nach der Relevanz bleibt letztlich<br />
unbeantwortet. Dennoch müssen permanent Entscheidungen auf der Grundlage von<br />
Informationen getroffen werden, außerdem müssen Informationen verarbeitet und an<br />
entscheidender Stelle zur Verfügung gestellt werden. Dies stellt wegen der begrenzten<br />
Informationsverarbeitungskapazität eine generelle Schwierigkeit dar. Als in den frühen 70er<br />
Jahren mit dem Aufbau von Planungseinheiten und Informationssysteme begonnen wurde, um<br />
den „Apparat intelligenter“ zu machen, diagnostizierte man Wissensprobleme, die durch „mehr<br />
Informationen und erhöhte Informationsverarbeitungskapazität lösbar“ (Mayntz 1987: 97)<br />
schienen. Daß die Ursache der Wissensprobleme hauptsächlich beim Steuerungsakteur gesehen<br />
wurden, zeugt von einer systematischen Unterschätzung der Problempotentiale, die „in der<br />
Eigenart des Steuerungsobjekts“ (ebd.) liegen.<br />
Selbst wenn das Komplexitätsproblem durch die analoge Verdopplung der Struktur des<br />
Steuerungsobjekts innerhalb des politisch-administrativen Systems gelöst bzw. abgemildert<br />
werden könnte, verbleibt immer noch das Problem der Gleichzeitigkeit. Bei der Verarbeitung<br />
der Informationen, die als notwendig erachtet werden, um mittels hierarchischer Steuerung in<br />
andere Funktionssysteme intervenieren zu können, werden zeitgleich neue (potentiell<br />
relevante) Informationen produziert, die möglicherweise für die Steuerungsabsichten von<br />
eminenter Bedeutung sind 11 . Die Steuerung läuft schließlich deshalb ins Leere oder wird<br />
konterkariert, weil die neuen Informationen keinen Eingang in den Steuerungsprozeß gefunden<br />
haben. Da dieses Dilemma unauflösbar ist, verfügen die Steuerungsakteure niemals über das<br />
prinzipiell notwendige Wissen.<br />
Zugespitzt formuliert, setzt erfolgreiche hierarchische Steuerung ‘vollkommenes Wissen’ über<br />
den Anfangszustand und die innerhalb des Systems geltenden Gesetzmäßigkeiten voraus. Diese<br />
Bedingungen eines technisch-kybernetischen Steuerungsbegriffs sind in sozialen Systemen<br />
nicht erfüllbar: Das dazu notwendige Wissen könnte nur ein ‘gottähnlicher Beobachter’<br />
besitzen. Folge des unzureichenden Wissens sind nicht-intendierte Folgen: Unerwünschte<br />
Nebenwirkungen, chaotische Umschlageffekte, unerwartetes Adressatenverhalten.<br />
Konsequenzen dieser Art gelten nicht nur für hierarchische Steuerungsversuche, alle<br />
Steuerungskonzepte sind mit ihnen konfrontiert. Die Unterschiede liegen in den<br />
Konsequenzen, die daraus jeweils gezogen werden.<br />
Verbleiben noch das Implementations– und das Motivationsproblem. Wie das Problem der<br />
nicht-intendierten Folgen kann das Implementationsproblem unter die Informationsproblematik<br />
subsumiert werden:<br />
„Die Entwicklung politischer Programme ist abhängig von zureichenden Kenntnissen über<br />
Implementationsstrukturen, Implementationsträger, Verfahrensnormen und schließlich über Adressaten,<br />
um Vollzugsprobleme antizipieren zu können“ (Druwe/Görlitz 1992: 150).<br />
Dieses Wissen steht jedoch nur teilweise zur Verfügung, ist policy-abhängig und muß ständig<br />
neu generiert werden. Regulative Politik scheitert, wenn es den Vollzugsinstanzen nicht<br />
gelingt, verabschiedete Normen durchzusetzen. Die Ergebnisse der Implementationsforschung<br />
werden von R. Mayntz – wie schon erwähnt – derart zusammengefaßt, daß der<br />
11 N. Luhmann hebt das Problem der Gleichzeitigkeit in seiner Argumentation gegen die Möglichkeit politischer Steuerung<br />
besonders hervor: „Jeder Steuerungsversuch läuft danach auf zwei Probleme auf. Das erste liegt schon in der<br />
Gleichzeitigkeit selbst. Während man steuert, also die entsprechenden Operationen aktualisiert, passiert gleichzeitig<br />
schon milliardenfach etwas anderes, das man, weil gleichzeitig, weder kennen noch kausal beeinflußen kann“ (1989: 7;<br />
Hervorhebung JC).<br />
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