Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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Besonders in den Bereichen Beleuchtung, Elektromotoren, Gebäudeisolation, Kühlgeräte und<br />
Straßenverkehr sind die technischen Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken, „nahezu<br />
unbegrenzt“ (Bauer 1993: 77) 75 . Die Aussicht auf eine ‘Effizienzrevolution’ veranlaßt E. von<br />
Weizsäcker zu einer optimistischen Prognose über die Steigerung der Energieproduktivität:<br />
„Ein Faktor Vier scheint für die kommenden vierzig Jahre ein ganz vernünftiger, realistischer<br />
Zielwert zu sein“ (1995: 31; vgl. auch Hennicke 1993; Schmidheiny 1992: 74 ff.).<br />
Für die Bundesregierung sind Energieeinsparung und rationelle Energieverwendung eine<br />
tragende Stütze in ihrem 109 Maßnahmen umfassenden Paket „zur Reduktion der Emissionen<br />
von CO 2 und anderen Treibhausgasen“ (BMU 1994e: 101). Im Vordergrund stehen dabei vor<br />
allem Information und Beratung (ebd. 102 ff.; vgl. auch BMU 1994: 96 ff.). Man kann<br />
festhalten, daß die Sparoption übereinstimmend als die aussichtsreichste Strategie gegen<br />
energiebedingte Kohlendioxid-Emissionen angesehen wird. Sie weist unübersehbare Vorteile<br />
gegenüber anderen Reduktionsmöglichkeiten auf 76 :<br />
1) Im Gegensatz zu den erst langfristig in großem Umfang einsetzbaren regenerativen Energien<br />
bestehen rasch nutzbare Reduktionspotentiale, die ausreichen, um kurzfristige Erfolge zu<br />
erzielen. Trotzdem kommt der Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien eine große<br />
Bedeutung zu:<br />
„Wenn der Gesamtenergieverbrauch halbiert oder gedrittelt wird, dann sind auf einmal die mit<br />
Wasserkraft, Windkraft, Biomasse und Sonnenenergie zu leistenden Beiträge gar nicht mehr so<br />
erschreckend groß wie unter den Bedingungen der heutigen Energieverschwendung. Die erneuerbaren<br />
Energiequellen machen eigentlich nur Sinn im Kontext sehr guter Energienutzung, also hoher<br />
Energieproduktivität“ (von Weizsäcker 1994: 75).<br />
2) Im Gegensatz zur Risikotechnologie Kernenergie bestehen gegenüber<br />
Energiesparmaßnahmen keine besonderen Akzeptanzprobleme. Nach einer repräsentativen<br />
Umfrage ist z.B. eine Mehrheit der Bürger zum Kauf energiesparender Güter bereit 77 , also<br />
von energiesparenden Haushaltsgeräten (81%), Energiesparlampen (74%) oder sparsamen<br />
Autos (80%) (vgl. Karger/Schütz/Wiedemann 1992: 4). Außerdem sind Einsparungen<br />
risikofrei, verursachen keinen Problemabfall und sind im Vergleich zur Kernenergie<br />
wesentlich kostengünstiger.<br />
3) Im Gegensatz zur Option ‘Abtrennung und Lagerung’ bekämpfen Effizienzinnovationen<br />
‘das Übel an der Wurzel’. Statt mit deutlich höherem Energie-Input das Treibhausgas<br />
abzutrennen, wird durch Einsparerfolge das angestrebte Ziel mit geringerem Ressourcen-<br />
Input erreicht. Des weiteren ist Abtrennung durch Gaswäsche nur bei großen stationären<br />
Quellen möglich, während Einsparpotentiale im gesamten Spektrum von Energieproduktion<br />
und –konsumption existieren und dort aktiviert werden können.<br />
75 Vgl. die umfangreiche Dokumentation dieser und weiterer Einsparfelder im Bericht der Enquete-Kommission (1995:<br />
258-422)<br />
76 Trotz aller objektiven Daten ist der Lösungsvorschlag „Energieeinsaprungen“ nicht wertungsfrei. Zumindest theoretisch<br />
könnten andere Alternativen bevorzugt werden (z.B. die Kernenergie mit der Option der Entwicklung eines<br />
Fusionsreaktors). Entscheidet man sich jedoch für die Energiesparvariante, die derzeit übereinstimmend präferiert<br />
wird, stellt sich die Frage nach dem Einsatz des aussichtsreichsten politischen Steuerungsinstrumentariums.<br />
77 Zum Konflikt zwischen Wissen und Handeln im Ökologiebereich vgl. die Publikation der Umweltpsychologin S. Preuss<br />
über „Grenzen und Möglichkeiten, ökologisch bewußt zu handeln“ (1991).<br />
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