Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen
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gemacht werden. Aufgrund dieser physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeit ist die Entstehung<br />
von Kohlendioxid bei der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen nicht vermeidbar (zur<br />
Klimaproblematik vgl. Kap. 3.2).<br />
Ebenso unvermeidlich ist die Entstehung von Schadstoffemissionen (z.B. Schwefeldioxid,<br />
Kohlenmonoxid, Stickstoffoxide) im Prozeß der Energiegewinnung. Zwar bleibt das<br />
Kohlendioxidproblem auf fossile Energieträger begrenzt, aber bei der Frage nach Emissionen<br />
muß auch die Kernenergie genannt werden. Atomkraftwerke erzeugen nicht nur radioaktiven<br />
Abfall, der auf bislang noch ungeklärte Weise als Sondermüll sicher entsorgt bzw. gelagert<br />
werden muß, sondern auch Wärmeemissionen, die in Form von erhitztem Kühlwasser zu<br />
Artensterben und Hypertrophierung in den betroffenen Gewässern beitragen.<br />
Einzig unter Einsatz sog. regenerativer Energien (Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme) ist es<br />
möglich, weitgehend emissionsfrei Energie zu produzieren: Grundsätzlich werden auch bei der<br />
Nutzung erneuerbarer Energiequellen Emissionen verursacht, so z.B. Lärmemissionen bei<br />
großen Windkraftanlagen oder Landschaftszerstörungen beim Bau von Wasserkraftwerken. In<br />
der Bundesrepublik Deutschland tragen sog. ‘alternative’ Energien jedoch nur zu einem<br />
marginalen Teil zur Deckung des Energiebedarfs bei: 1993 besitzen sie einen Anteil von 2,2%<br />
an der Deckung des Primärenergieverbrauchs 56 . Der Beitrag der Kernenergie beträgt 10,2%.<br />
Der bei weitem größte Anteil von 87,6% wird allerdings durch die Verbrennung von<br />
Energieträgern auf Kohlenstoffbasis (Mineralöl, Steinkohle, Braunkohle, Naturgas)<br />
beigesteuert (vgl. BMWi 1994: 4).<br />
Der weltweite Energie-Mix unterscheidet sich von der Verbrauchstruktur in Deutschland. So<br />
wurden 1990 nur 77,8% des globalen Primärenergieverbrauchs durch den Einsatz fossiler<br />
Energieträger gedeckt, Nuklearenergie stellte einen Beitrag von 4,3%. Eine weit höhere Quote<br />
als im nationalen Rahmen liefern erneuerbare Energien: Ihr Anteil betrug 17,9%, was vor allem<br />
auf die Nutzung der Wasserkraft und die Bedeutung von Biomasse (Holz, Dung u.ä.) in<br />
schwach industrialisierten Staaten zurückzuführen ist 57 (vgl. Enquete-Kommission 1995: 216).<br />
Daß dies vermutlich auch in der nahen Zukunft so bleiben wird, bestätigt eine Untersuchung<br />
der Internationalen Energieagentur in Paris. Im Rahmen eines Simulationsmodells zum „World<br />
Energy Outlook“ kommt sie zu folgendem Ergebnis:<br />
„Oil remains the most significant single contribution to the world energy mix. Carbon based fuels will<br />
account for almost 90 per cent of total primary energy demand in 2010.“ (IEA 1994b: 33, Hervorhebung<br />
JC).<br />
Bestätigt wird dieses Szenario durch die „Übersicht über Ergebnisse von internationalen und<br />
nationalen Szenarioanalysen“ im Rahmen des Abschlußberichts der Enquete-Kommission des<br />
Deutschen Bundestages „Schutz der Erdatmosphäre“ (vgl. 1995: 214 ff.). Trotz deutlicher<br />
Unterschiede bezüglich der Höhe des zu erwartenden globalen Primärenergieverbrauchs im<br />
Jahr 2010 kommen elf von zwölf untersuchten Szenarien zu dem Ergebnis, daß fossile<br />
Brennstoffe mindestens einen Anteil von zwei Dritteln am Energie-Mix besitzen werden (ebd.<br />
220). Die Bedeutung regenerativer Energien wird zwar im Gegensatz zur oben zitierten IEA-<br />
Studie in allen Simulationen als weitaus größer eingeschätzt, sie erreichen aber selbst in der<br />
56 Dieser Beitrag teilt sich auf in 1,2% Wasserkraft und 1% Energie aus Brennholz, Torf, Klärschlamm und Müll, bei<br />
derern Verbrennung zumindest Kohlendioxid entsteht und die somit nicht zu den emissionsfreien erneuerbaren<br />
Energien gerechnet werden können (vgl. BMWi 1994: 28). Windenergie, Photovoltaik, Solarkollektoren und<br />
Wärmepumpen werden wegen ihrer minimalen Bedeutung in der Energiebilanz nicht ausgewiesen (ebd. 58).<br />
57 Die exakten Zahlen lauten: Wasser 6,3%, Wind und Solar 2,7% und Biomasse 9,4% bezogen auf das Jahr 1990.<br />
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