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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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Steuerungsdebatte: Vielleicht, schreibt A. Görlitz, „würde klar, warum politische Steuerung<br />

leerläuft, umgangen wird oder Gegensteuerung provoziert, weiter, ob bzw. inwieweit<br />

politische Steuerung überhaupt möglich ist“ (1990: 21).<br />

U. Druwe hat in seinen Aufsätzen „Rekonstruktion der ‘Theorie der Autopoiese’ als<br />

Gesellschafts– und Steuerungsmodell“ (1989) und „Vom Modell zur Theorie“ (1990)<br />

überzeugend dargelegt, daß eine modelladäquate Übertragung widerspruchsfrei möglich ist.<br />

Ein wichtiger Grund ist darin zu suchen, daß zentrale Begriffe des Modells inhaltsneutral sind:<br />

Nur deshalb sind sie prinzipiell auf andere Disziplinen übertragbar, vorausgesetzt die<br />

beschriebenen Axiome werden erfüllt (vgl. Druwe 1990: 47 f.). In bezug auf die obigen sechs<br />

Punkte bedeutet dies:<br />

1. Soziale Systeme (Menschen, Gruppen, Organisationen, gesellschaftliche Subsysteme,<br />

Gesellschaften, Internationales System) weisen eine autopoietische Organisation auf:<br />

„Maturana selbst hat als ‘Bestandteile’ Individuen genannt, die durch<br />

Verhaltenskoordinationen (Relationen), nämlich Sprache und Handlung, sich selbst<br />

erzeugen bzw. umgekehrt Verhaltenskoordinationen produzieren“ (Druwe/Görlitz 1992:<br />

154). Dies vollzieht sich in einem zirkulären Konstitutionsprozeß: „Sprache und Handlung<br />

‘produzieren’ neue Gesellschaftsmitglieder, die Individuen sind Träger von Sprache und<br />

Handlung“ (Druwe 1989: 49). In der Politikwissenschaft ist die kleinste autopoietische<br />

Einheit der einzelne Akteur. Er ist Element verschiedenster Sozialsysteme höherer Ordnung.<br />

So sind Individuen „Mitglieder von Familien, Freundeskreisen, Gewerkschaften,<br />

Sportverbänden etc.“ (Druwe 1994: 74; vgl. auch ders. 1990: 54).<br />

2. Bedingung der Existenz sozialer Systeme sind Medien. Dies ist zum einen die natürliche,<br />

physikalisch-biologische Umwelt. Sie liefert die Bausteine für materiell-basale Operationen.<br />

Zu den Medien zählen aber vor allem andere soziale Systeme, die wechselseitig füreinander<br />

unabdingbar sind: Sie erst ermöglichen es, den Prozeß der Selbstorganisation zu initiieren<br />

und in Gang zu halten. Für den einzelnen stellt z. B. die Familie ein Medium dar. Er<br />

entwickelt sich selbst durch soziale Kontakte zu anderen Familienmitgliedern. Die sozialen<br />

Kontakte vollziehen sich durch Sprache und Handlung. Gleichzeitig ist das einzelne<br />

Mitglied für das Sozialsystem ‘Familie’ Bestandteil und Medium. Wechselseitige<br />

Abhängigkeit trotz operationaler Geschlossenheit kennzeichnen das Verhältnis<br />

autopoietischer Sozialsysteme.<br />

3. Strukturelle Kopplungen zwischen Medien und autopoietischen Sozialsystemen zeigen sich<br />

in bezug auf die natürliche Umwelt dadurch, daß Menschen zur Ermöglichung ihrer<br />

Existenz gezwungen sind, Stoffe (Nahrung, Luft) aus der Umwelt aufzunehmen und diese<br />

intern zu verarbeiten. Die Verarbeitung geschieht strukturdeterminiert. Ebenfalls durch<br />

strukturelle Kopplungen sind die sozialen Systeme untereinander verbunden.<br />

Verhaltenskoordinationen über Sprache und Handlung kennzeichnen diese Kopplungen<br />

zwischen den Sozialsystemen. Die Interaktionsmöglichkeiten mit dem Medium werden<br />

durch die spezifische Struktur des Systems festgelegt. Dies trifft z.B. auf die Interaktionen<br />

zwischen Personen zu. Ein externer Beobachter stellt ‘Verstehen’ und ‘Kooperation’ fest:<br />

„Die strukturelle Geschlossenheit bleibt jedoch gewahrt, da jede Person Begriffe/Sätze<br />

relativ zu ihrer Semantik ‘versteht’ und jede Handlung relativ zu ihren Handlungsmustern<br />

deutet. Verstehen und Kooperation sind folglich keine absoluten Prozesse“ (Druwe 1994:<br />

75).<br />

4. Durch dauerhafte Interaktionen zwischen Medium und autopoietischem Sozialsystem<br />

entstehen konsensuelle Bereiche. Interaktionen zwischen zwei Individuen bilden diese<br />

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