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Projekt Ökosteuer - Lehrstuhl Sozialwissenschaftliche Umweltfragen

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andere Gruppe, die strukturell durch einen hohen Energieeinsatz gekennzeichnet ist, stellt<br />

schon ein geringer Steuersatz eine schwerwiegende Störung dar. Die Steuer kann eventuell den<br />

‘Tod’ des Systems bedeuten, weil die internen Strukturvarietäten eine Anpassung an die<br />

Störung nicht erlauben. Je höher der Steuersatz festgesetzt wird, desto größer wird diese<br />

Gruppe.<br />

Energiesteuern berücksichtigen die spezifische Struktur des Energiekonsumenten bzw. –<br />

produzenten nicht. Geschieht dies trotzdem, z.B. durch Ausnahmeregelungen für<br />

energieintensive Wirtschaftsbrachen, offenbart sich die Bedeutung des <strong>Projekt</strong>s ‘Ökologischer<br />

Strukturwandel’. Denn: Aus ökologischer Sicht sind Ausnahmeregelungen kontraproduktiv<br />

(vgl. Ifo 1994). Sie verhindern, daß enegieintensive Konsumptions– und Produktionsstrukturen<br />

durch den gestiegenen Kostendruck eliminiert werden. Ökologischer Strukturwandel schließt<br />

die Aufgabe umweltschädigender Strukturen mit ein, falls umweltpolitische Ziele mit<br />

anpassungs– und wandlungsunfähigen Sozialsystemen kollidieren.<br />

5.3.3 Fazit<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden: Energiesteuern wirken ungezielt, sie werden als<br />

Störung in das Wirtschaftssystem abgegeben und bewirken Strukturveränderungen des<br />

Energiesystems. Die Zustandsveränderungen laufen dort ohne weitere Eingriffsmöglichkeiten<br />

strukturdeterminiert ab. Die Politik verfügt nicht über das vom medialen Steuerungsansatz<br />

geforderte Wissen der Struktur des Energiesystems. Insbesondere der Kenntnisstand über das<br />

soziale Energiesparpotential bleibt defizitär. Deshalb kann bei der Festsetzung der Höhe des<br />

Steuersatzes nur auf unzureichende Informationen zurückgegriffen werden. Trotz dieser<br />

Einschränkung gilt: Energiesteuern sind ein umweltpolitisches Steuerungsinstrument, das<br />

gesellschaftsweit Energiesparpotentiale aktivieren kann. Sie werden Anpassungsprozesse<br />

auslösen, die einen Beitrag zur strukturellen Ökologisierung des Energiesystems leisten.<br />

5.4 Die Energiesteuervorschläge der EU-Kommission und des DIW<br />

Trotz aller Schwierigkeiten die Effekte von Energiesteuern einzuschätzen, haben führende<br />

Protagonisten der Diskussion es nicht dabei bewenden lassen, sich ausschließlich theoretisch<br />

mit Vor– und Nachteilen einer Problemökonomisierungsstrategie auseinanderzusetzen. Auf der<br />

Basis jeweils unterschiedlicher Entwürfe existieren Berechnungen, die versuchen, zu einer<br />

quantitativen Bestimmung der Auswirkung von Energiesteuern zu gelangen. Im folgenden<br />

sollen zwei Vorschläge kurz vorgestellt werden, die die Diskussionen der letzten Zeit<br />

maßgeblich geprägt haben.<br />

5.4.1 Der Vorschlag der Europäischen Kommission<br />

Das Europäische Parlament und insbesondere die Kommission der Europäischen<br />

Gemeinschaften haben zu Beginn der 90er Jahre eine "Gemeinschaftsstrategie für weniger<br />

Kohlendioxidemissionen und mehr Energieeffizienz" ausgearbeitet, deren Kern eine<br />

kombinierte Kohlendioxid/Energiesteuer bildet (vgl. Europäisches Parlament 1991;<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1992; Linkohr 1993; Faross 1993: 296).<br />

Grundlage dieser Strategie ist der Beschluß des Rates der Energie– und Umweltminister vom<br />

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