Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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222 Politische Rahmenbedingungen <strong>Solidarische</strong>r Ökonomie<br />
involviert – den ArbeiterInnengenossenschaften und den UnternehmerInnengenossenschaften.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Was kann man aus all diesem schließen? Zunächst dass die <strong>Solidarische</strong> Ökonomie<br />
sich in Brasilien in eigener Dynamik entwickelt. Die Dynamik wird in<br />
dem Maße stärker, in dem sie größere Dimensionen gewinnt und sich durch die<br />
Herausbildung neuer Institutionen für Produktion, Tausch und Kredit diversifi<br />
ziert. Die <strong>Solidarische</strong> Ökonomie würde sich auch dann weiter entwickeln,<br />
wenn es von Seiten der lokalen, regionalen und nationalen Regierungen keine<br />
Unterstützungspolitiken gäbe. Aber diese Politiken sind entscheidend, um den<br />
Ärmsten zu helfen, sich selbst zu organisieren und gemeinsam Arbeit auszuüben<br />
und Einkommen zu erhalten. Nur öffentliche Fonds können die <strong>Solidarische</strong><br />
Ökonomie zu denen bringen, die sie am meisten brauchen.<br />
Die Aktionen der SENAES waren wahrscheinlich entscheidend dafür, dass die<br />
Bundesregierung sich insgesamt mit der <strong>Solidarische</strong>n Ökonomie befasst hat. Vor<br />
der Schaffung der SENAES, am Ende des ersten Semesters der Regierung Lula<br />
hatten verschiedene Ministerien und Sekretariate bereits über die <strong>Solidarische</strong><br />
Ökonomie als Instrument ihrer Politiken nachgedacht. Aber SENAES hat diesen<br />
Bemühungen einen gemeinsamen Fokus verliehen und versucht, eine Synergie<br />
zwischen ihnen zu schaffen. Die Ausbildung der Angestellten, die Kartierung,<br />
die Unterstützung der Märkte und die großen Treffen der Bewegung haben einen<br />
Raum geschaffen, in dem sich die Aktionen der Ministerien, Sekretariate und<br />
Banken wieder fi nden und wieder erkennen können.<br />
Mit der Gründung des Sekretariats und des Nationalen Rates der <strong>Solidarische</strong>n<br />
Ökonomie kann man erwarten, dass die <strong>Solidarische</strong> Ökonomie zu einem permanenten<br />
Teil der Aktivitäten des brasilianischen Staates wird. Natürlich wird die<br />
politische Orientierung der nächsten Regierungen einen enormen Einfl uss auf<br />
die Qualität und Richtung dieser Aktionen haben. Eine konservative Regierung<br />
könnte zum Beispiel die Politik der <strong>Solidarische</strong>n Ökonomie auf Sozialprogramme<br />
übertragen, die unter der Verantwortung von großen Firmen laufen.<br />
Auf der anderen Seite ist es sinnvoll zuzugeben, dass die Resultate der Politiken<br />
von SENAES in gewisser Weise dazu beitragen müssen, dass das brasilianische<br />
Volk Regierungen wählt, die ihm eine Kontinuität geben.<br />
In dem Maße wie die anderen Regierungen (vor allem in Südamerika) auch<br />
die <strong>Solidarische</strong> Ökonomie als eines ihrer Ziele übernommen haben, haben sich<br />
in der letzten Zeit die Aktivitäten von SENAES über die Grenzen des Landes<br />
hinaus ausgedehnt. In diesem Sinne sind die Regierungen von Nestor Kirchner<br />
in Argentinien und die von Hugo Chavez in Venezuela hervorzuheben. Beide<br />
haben Organe analog zu SENAES gebildet und ähnliche Politiken <strong>Solidarische</strong>r