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Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag

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Robert Ulmer: Bedingungsloses Grundeinkommen für alle<br />

viele Alternativen setzen für die einzelnen einen Freiraum voraus, der erst durch<br />

garantierte Existenzsicherung zu Stande kommt. Indem ein Grundeinkommen für<br />

alle diese Existenzsicherung garantiert, schafft es eine wichtige Voraussetzung<br />

für die Entwicklung alternativer Ökonomien.<br />

Entscheidend für ein Grundeinkommen, wie es das Netzwerk Grundeinkommen<br />

5 in Deutschland fordert, sind die folgenden Kriterien:<br />

■ Das Grundeinkommen ist bedingungslos; es ist an keine Gegenleistung, wie<br />

Arbeit oder Arbeitsbereitschaft, gebunden. Ein bedingungsloses Grundeinkommen<br />

verwirklicht auf individueller Ebene die Entkopplung von Arbeit<br />

und Einkommen.<br />

■ Die Höhe des Grundeinkommens muss existenzsichernd sein. Damit unterscheidet<br />

sich das bedingungslose Grundeinkommen vom Kombilohn,<br />

einer niedrigen staatlichen Zuzahlung, die darauf abzielt, mittels faktischem<br />

Arbeitszwang die Lohnabhängigen in Niedriglohn-Arbeitsverhältnissen zu<br />

halten.<br />

■ Es besteht ein individuelles Anrecht auf das Grundeinkommen, Bezugseinheit<br />

sind die Personen und nicht Haushalte, Familien oder Bedarfsgemeinschaften.<br />

Familiäre Abhängigkeitsverhältnisse werden überwunden.<br />

■ Grundeinkommen für alle bedeutet, dass es keine Bedürftigkeitsprüfungen<br />

gibt, die heute immer zudringlicher in die Privatsphäre eingreifen. Die<br />

Bewilligungsbürokratie kann abgeschafft werden, eine Bürokratie, an der<br />

häufi g gerade jene scheitern, die ein armutsfestes Mindesteinkommen am<br />

allernötigsten hätten.<br />

Nun bedeutet das bedingungslose Grundeinkommen für jene, die sich eine Welt<br />

ohne Zwang nicht vorstellen können, die Gefahr allgemeiner Inaktivität und<br />

eines daraus resultierenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs. Doch in einer<br />

ökonomischen Entwicklung der zunehmenden Verüberfl üssigung der Arbeit<br />

durch Produktivitätsfortschritt kann es kaum sinnvoll sein, den Arbeitszwang zu<br />

verschärfen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen verändert den Arbeitsmarkt.<br />

Die Lohnabhängigen, und zwar die beschäftigten Lohnabhängigen ebenso wie<br />

die erwerbslosen Lohnabhängigen, sind nicht mehr so erpressbar. Sie sind genau<br />

genommen nicht mehr so lohnabhängig wie vorher. Die Befürchtung allgemeiner<br />

Inaktivität ist insbesondere deshalb unbegründet, weil das Grundeinkommen<br />

gerade die Erschließung neuer Tätigkeitsfelder jenseits von Kapitalismus und<br />

Markt überhaupt erst ermöglicht. Viele, die vorher innerlich gekündigt in der<br />

Sackgasse ungeliebter Jobs perspektivlos feststeckten, können nunmehr in<br />

ihrem Leben endlich das tun, was sie schon immer wollten, sodass also eine<br />

Dynamisierung selbstbestimmten Tätigseins zu erwarten ist. Andererseits ist<br />

5 Siehe www.grundeinkommen.de.<br />

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