Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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Elisabeth Voß: <strong>Solidarische</strong>n Ökonomien als Alternative zum Neoliberalismus<br />
Wirtschaftsweise widerlegen. Die praktischen Unternehmungen dieses anderen<br />
Wirtschaftens bezeugen die grundsätzliche Möglichkeit von Alternativen und<br />
zeigen gleichzeitig ihre Begrenztheit als Nischen innerhalb der dominierenden<br />
kapitalistischen Wirtschaftsweise auf.<br />
Ein anderes Menschenbild<br />
Ihnen liegen Welt- und Menschenbilder zugrunde, die in Opposition stehen<br />
zur Ideologie einer angeblich freien, faktisch jedoch von der Durchsetzungsfähigkeit<br />
der Reichen und Mächtigen dominierten Wirtschaftsordnung und<br />
der dazu gehörigen Ideologie des auf den verschiedenen Märkten allzeit frei<br />
entscheidenden homo oeconomicus. <strong>Solidarische</strong> Ökonomien beinhalten die<br />
Kritik des Bestehenden, indem sie versuchen, Macht- und Herrschaftsverhältnisse<br />
aufzuheben und stattdessen auf der Basis gelebter Freiheit, Gleichheit<br />
und Solidarität miteinander zu wirtschaften. Die Emanzipation Einzelner ist<br />
nur möglich mit anderen, nicht gegen sie. Erst wenn Menschen von klein auf<br />
ihre kreativen Fähigkeiten in Kooperation mit anderen entfalten können, entwickelt<br />
sich ihr volles Arbeitsvermögen in herrschaftsfreien Umgebungen und<br />
selbstorganisierten Zusammenhängen.<br />
Dementsprechend entstanden in Westdeutschland seit den 1970er Jahren<br />
Projekte gemeinsamen Lebens und Arbeitens wie selbstverwaltete Kinderläden,<br />
Schulen und Jugendeinrichtungen, Kollektivbetriebe, Kulturzentren, Hausprojekte<br />
und Kommunen. Die Möglichkeiten wirtschaftlicher Selbstorganisation<br />
innerhalb der Marktwirtschaft wurden ausgelotet, wobei eine Entkoppelung von<br />
Lohn und Leistung im Sinne urchristlicher Gemeinschaften und des frühen Marx<br />
versucht wurde. Nach anfänglich überwiegendem kreativem Chaos aufgrund<br />
der strikten Ablehnung von Regeln und Arbeitsteilung in den meisten Projekten<br />
setzte sich nach und nach bei vielen eine gewisse Professionalisierung durch.<br />
Diese ging jedoch häufi g mit einem Verlust der politischen Ideen des Beginns<br />
einher.<br />
Nutzen statt Gewinn<br />
Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal einer <strong>Solidarische</strong>n Ökonomie<br />
gegenüber der herrschenden Kapitallogik ist ihre Orientierung auf den Nutzen<br />
statt auf den Gewinn. Eine <strong>Solidarische</strong> Wirtschaft ist für die Menschen da,<br />
nicht die Menschen für die Wirtschaft. Ich möchte das kurz an drei Merkmalen<br />
darstellen, die in unterschiedlicher Breite und Tiefe anzutreffen sind:<br />
1. Selbstorganisation von kleinen genossenschaftlichen Unternehmungen in<br />
unterschiedlichen Rechtsformen bis hin zu größeren Unternehmen im Eigentum<br />
der ArbeiterInnen (und möglicherweise auch der KundInnen) oder demokratisch<br />
kontrollierten Unternehmen der Daseinsvorsorge:<br />
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