Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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50 Praxis und Projekte <strong>Solidarische</strong>r Ökonomie weltweit<br />
Allen BürgerInnen steht ein Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen<br />
zu. Den Assoziationen sollten auch bankähnliche Einrichtungen zugeordnet sein.<br />
Die Kreditgewährung dieser Banken sollte an die Urteilsbildung innerhalb der<br />
Assoziation gebunden werden.<br />
Von Rudolf Steiners Ideen angeregte Unternehmungen als Beispiele einer<br />
<strong>Solidarische</strong>n Ökonomie<br />
Im Frühjahr 1919 gab es im süddeutschen Raum eine breite volkspädagogische<br />
Bewegung, die im Bund für Dreigliederung zusammengeschlossen war. Dieser<br />
frühe »dritte Weg«, der im Wirtschaftlichen vor allem auch auf ein Rätesystem<br />
abzielte, führte aber zu heftigen Widerständen von rechter und dogmatischlinker<br />
Seite. Daher hat sich der Impulsgeber Rudolf Steiner im Herbst 1919<br />
entschlossen, diese Bewegung nicht mehr auf politischem Felde agieren zu<br />
lassen, sondern auf Teilgebieten tätig zu werden. So entstand im September 1919<br />
die Freie Waldorfschule in Stuttgart als erste Gesamtschule, in der Kinder aus<br />
allen Schichten über zwölf Jahre gemeinsam unterrichtet wurden.<br />
Im März 1920 kam es in Stuttgart zur Gründung eines assoziationsähnlichen<br />
Gebildes solidarischer Wirtschaft: »Der Kommende Tag, Aktiengesellschaft<br />
zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte«. Gleichzeitig wurde im<br />
Schweizerischen Dornach die »Futurum AG, Ökonomische Gesellschaft zur<br />
internationalen Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte« gegründet. In<br />
diesen Unternehmungen wurde einerseits Geld durch Einzelpersonen eingelegt.<br />
Andererseits wurde eine ganze Reihe von bestehenden Betrieben in diese Unternehmungen<br />
eingebracht. Die Unternehmer verzichteten auf die volle Verfügung<br />
über ihr Kapital, nach innen konnten sie den Betrieb aber selbstständig weiterleiten.<br />
Das Kapital wurde mit nur 5% verzinst und die Unternehmer erhielten<br />
ein festes Einkommen. Damit war eine Vorform der Neutralisierung des Kapitals<br />
erreicht, wie es Steiner vorschwebte.<br />
In den Grundideen der Dreigliederung war keinerlei Gewinnbeteiligung der<br />
MitarbeiterInnen vorgesehen. Stattdessen gab es in vielen Betrieben kostenlose<br />
Vorträge, künstlerische Aktivitäten und Fortbildungskurse. Die Vorgänge und<br />
Zusammenhänge innerhalb der Unternehmungen sollten für alle MitarbeiterInnen<br />
transparent sein. Die Gründer erhielten in den Hauptversammlungen<br />
ein mehrfaches Stimmrecht. Sie sollten die Erhaltung des sozialen und ideellen<br />
Zweckes garantieren.<br />
Aufrufe zur Zeichnung von Aktien in den größten Tageszeitungen führten<br />
schnell zur Zeichnung von zehn Millionen Mark. 1922 umfasste das Unternehmen<br />
folgende Einrichtungen: Die Zentrale in Stuttgart, <strong>Verlag</strong> und Versandbuchhandlung,<br />
Druckerei und Offsetdruckerei, die Maschinenfabrik Carl<br />
Unger, Chemische Werke Schwäbisch Gmünd (später WELEDA), Schieferwerk