Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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Morgenstern/Buls: Kritische Fragen zum bedingungslosen Grundeinkommen<br />
Daseinsvorsorge selbst organisiert<br />
Selbsthilfe im Gesundheitsbereich entsteht in der Regel aus einer Not heraus.<br />
Es muss in jedem Einzelfall gefragt werden, ob genossenschaftliche Strukturen<br />
nur Lösungen für die aktiv Beteiligten anbieten oder ob sie auch die fl ächendeckende<br />
Versorgung aller sicher stellen können. Eigenverantwortung ohne<br />
Solidarität über den Kreis der direkt Beteiligten hinaus läuft Gefahr, ohnehin<br />
Benachteiligte in ihrem vermeintlich selbst verschuldeten Elend zu belassen.<br />
Aber die Fähigkeit zur Selbsthilfe ist ein Privileg. <strong>Solidarische</strong> Alternativen in<br />
der Gesundheitsversorgung müssen auch die einbeziehen, die diese Fähigkeit<br />
nicht entwickeln konnten. Wo Selbsthilfe nicht ausreicht, ist der Staat gefragt,<br />
der nicht einfach aus seiner Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung<br />
entlassen werden darf.<br />
Vera Morgenstern/Hannelore Buls<br />
Kritische Fragen zum bedingungslosen Grundeinkommen<br />
aus gewerkschafts- und frauenpolitischer Sicht<br />
Das bedingungslose Grundeinkommen ist mehr als eine schöne Verführung<br />
für alle, die sich um das Alltägliche sorgen müssen oder keine Gelegenheit zur<br />
Arbeitsaufnahme haben. Aber auch für alle, die sich prinzipiell eine andere<br />
Gesellschaft wünschen. Man sollte ihr allerdings nicht bedingungslos erliegen,<br />
denn es ist eine irrige Annahme, dass die Welt außerhalb des bedingungslosen<br />
Grundeinkommens von dessen Einführung unverändert bliebe.<br />
Klar ist, dass die derzeitige Grundsicherung für Arbeitssuchende zu niedrig<br />
ist, um neben der bloßen Existenz auch gesellschaftliche Teilhabe zu gewähren.<br />
Dennoch muten Vorschläge von 1.500 Euro monatlich eher wie »Bauernfängerei«<br />
an. Erst wenn ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung, Versorgung und<br />
Partizipation realisiert ist, kann über die individuelle Ausschüttung gemeinschaftlich<br />
erbrachten Volkseinkommens in Form eines allgemeinen Grundeinkommens<br />
sinnvoll nachgedacht werden.<br />
Öffentliche Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger z.B. in Form von<br />
Infrastruktur, sozialen und kommunalen Diensten und einer vorbildlichen<br />
Bildung müssen vorher zur Verfügung stehen. Wenn durch Umverteilung<br />
und Umsteuerung die für das allgemeine bedingungslose Grundeinkommen<br />
erforderlichen Summen aber individuell aufgebraucht würden, so stünden sie<br />
nicht mehr zur Verbesserung dieses öffentlichen Reichtums zur Verfügung. Aus<br />
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