Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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UIrich Rösch: Assoziatives Wirtschaften – ein Überblick<br />
Ulrich Rösch<br />
Assoziatives Wirtschaften – ein Überblick<br />
Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind die Funktionsprinzipien einer modernen<br />
auf Selbstverwaltung aufgebauten Gesellschaft. Diese Gesellschaft kann nur<br />
dann dem Menschen entsprechen, wenn sie seinem Wesen gemäß dreigegliedert<br />
wird: Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit<br />
im Wirtschaftsleben nach der Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus<br />
Rudolf Steiners. Alternativ kann man die Formulierungen des Prager Frühlings<br />
übernehmen und das Ziel als einen »Sozialismus mit dem Antlitz des Menschen«<br />
beschreiben. Eine solche Gesellschaft wird auch eine regional gegliederte und<br />
differenzierte globale Weltgesellschaft sein. Sie gäbe zugleich die Grundlage<br />
für eine <strong>Solidarische</strong> Ökonomie ab.<br />
Assoziationen – Gestaltungselemente einer zukünftigen Wirtschaft<br />
Das moderne Wirtschaftsleben zeigt sich immer in polaren Strukturen: Produktion<br />
– Konsumtion, Werte schaffen – Werte verbrauchen usw. Um diese Polaritäten<br />
zu überbrücken, bedarf es neuer sozialer Formen. An Stelle des abstrakten,<br />
mechanistischen Marktes entwickelte Steiner das Bild einer organischen, auf<br />
menschlichen Beziehungen gegründeten assoziativen, solidarischen Wirtschaft.<br />
Im Wirtschaftsleben agierende gegensätzliche Gruppierungen sollen am »runden<br />
Tisch« ihre divergierenden Interessen sichtbar machen, gegeneinander abwägen<br />
und ausgleichen. In solchen Assoziationen müssen neben den sachkundigen und<br />
fachtüchtigen ProduzentInnen auch die KonsumentInnen-Interessen vertreten<br />
sein. Selbstredend müssen alle Pfl ichten, die aus der Gesetzeslage resultieren,<br />
zum Beispiel Arbeitsbedingungen oder Umweltschutzvorschriften in solchen<br />
Organen präsent sein.<br />
Die Assoziationen sollen sich regional bilden. In ihnen würden unternehmerische<br />
Menschen aus allen Bereichen zusammensitzen. Durch einen direkten<br />
Zusammenschluss von wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen würden<br />
sich auch neue Formen von Finanzierungen ergeben, die den kostspieligen<br />
Umweg über den Staat erübrigen würden.<br />
Die notwendigen Produktionsmittel müssen den Produzierenden aus der<br />
Gesamtheit zur Verfügung gestellt werden. Es kann kein staatliches aber auch<br />
kein privates Eigentum in diesem Bereich geben. Eine private Profi taneignung<br />
kann es in einer solchen organischen Wirtschaftordnung nicht geben.<br />
Die Überschüsse können direkt den Einrichtungen des Kulturlebens zufl ießen.<br />
Gemeinschaftsaufgaben anderer Art würden durch eine direkte Ausgabenbesteuerung<br />
fi nanziert. Alle indirekten Steuern oder Steuern auf Arbeit sollen entfallen.<br />
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