Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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Matthias Möller: Vagabundierende Häuser in Selbstorganisation<br />
■ Ein auf Selbstversorgung ausgerichtetes Projekt bekommt das Angebot, Wald<br />
und Acker des Nachbarn zu kaufen. Aus eigener Kraft können die Mittel<br />
dafür nicht aufgebracht werden, aber eine Kooperation mit der Stiftung trias<br />
macht es möglich, im Projektumfeld um zweckgebundene Zustiftungen zu<br />
werben, die dann für den Kauf des Geländes eingesetzt werden. Weder die<br />
Projektgenossenschaft noch der gemeinnützige Bildungsbetrieb des Projektes<br />
könnten diese zweckgebundenen Zustiftungen ohne erhebliche steuerliche<br />
Einbußen annehmen.<br />
■ Eine GbR will ihr zukünftiges Grundstück von vorneherein aus der Spekulation<br />
herausnehmen. Jedes Mitglied stiftet 5.000 Euro und erhält so, je<br />
nach persönlichem Einkommenssteuersatz eine Steuerrückvergütung. Der<br />
Restbetrag zum Kauf des Grundstückes wird von der Stiftung trias fi nanziert<br />
und über den Erbbauzins abbezahlt.<br />
Grundsätzlich sollte die Haltung der kooperierenden Projekte und der StifterInnen<br />
mit einem Nutzen für das Projekt, aber auch für die Stiftung und damit<br />
für weitere Projekte verbunden sein.<br />
Matthias Möller<br />
Vagabundierende Häuser in Selbstorganisation<br />
»Vagabundierende Häuser« heißen in der Verwaltungssprache jene Häuser, denen<br />
keinE EigentümerIn zugeordnet werden kann. Das ist in einer auf Privateigentum<br />
beruhenden Gesellschaft eine solche Ungeheuerlichkeit, dass man dafür einen<br />
Begriff mit leicht bedrohlichen, anti-bürgerlichen Anklängen gewählt hat. Das<br />
Mietshäuser-Syndikat könnte demzufolge als ein Zusammenschluss vagabundierender<br />
Häuser bezeichnet werden. Es ermöglicht den Kauf selbstverwalteter<br />
Hausprojekte durch die Bewohnerschaft auf der Grundlage neutralisierten<br />
Eigentums an Gebäuden und Grundstücken, die fortan dem Markt und seinen<br />
Verwertungsansprüchen entzogen sind. Formal gibt es zwar eine Eigentümerin<br />
(eine Haus-GmbH), diese ist jedoch eine ausgeklügelte Konstruktion, die dafür<br />
sorgt, dass spekulativer Gebrauch, Weiterverkauf und private Gewinnaneignung<br />
ausgeschlossen sind. Die Hausgemeinschaften können innerhalb dieser Rahmenvorgaben<br />
selbstbestimmt und basisdemokratisch alle hausinternen Belange<br />
regeln. Den Bestand des Projekts antasten können sie nicht.<br />
Daneben sorgt ein Solidartransfer von länger bestehenden zu neuen Projekten<br />
dafür, dass mit zunehmender Entschuldung der vom Markt genommenen Häuser<br />
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