Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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68 Neoliberaler Umbau und <strong>Solidarische</strong> Ökonomie<br />
Uwe Hoering<br />
Alternativen zur Privatisierung von Wasser und Abwasser<br />
Die Privatisierung im Interesse großer, globaler Versorgungskonzerne wie Veolia,<br />
Suez, Biwater oder ThamesWater ist in den Ländern des Südens weitgehend<br />
gescheitert, nicht zuletzt am heftigen Widerstand eines breiten Bündnisses<br />
von gewerkschaftlichen, zivilgesellschaftlichen und politischen Gruppen und<br />
Organisationen. Dadurch wurde der öffentliche Sektor entwicklungspolitisch<br />
wieder aufgewertet und Spielräume für Alternativen eröffnet, die vorher durch<br />
Aufl agen internationaler Finanzinstitutionen wie Weltbank und IWF zur Privatisierung<br />
öffentlicher Versorgungsunternehmen verbaut worden waren. Ein<br />
Beispiel für die breite und lebhafte Debatte über solche Alternativen ist das<br />
Netzwerk »Reclaiming Public Water« und dessen gleichnamige Publikation,<br />
das auf seiner Website 2 laufend neue Beispiele für nicht-private Versorgungslösungen<br />
vorstellt.<br />
Die zahlreichen Ansätze, über Alternativen nachzudenken und ihre Umsetzung<br />
und Ausbreitung voranzutreiben, speisen sich aber nicht nur aus dem<br />
Rückzug der Konzerne, sondern auch aus dem nach wie vor bestehenden<br />
Privatisierungsdruck. So fordert und fördert die Weltbank auch weiterhin die<br />
Beteiligung privater Unternehmen, etwa in zahlreichen mittelgroßen Städten in<br />
Mexiko, die jetzt jedoch häufi g aus Ländern des Südens selbst wie Südafrika oder<br />
Malaysia kommen. Nach wie vor ist es daher notwendig, den Privatisierungs-<br />
IdeologInnen entgegen halten zu können: There are many alternatives.<br />
Die Renaissance des öffentlichen Sektors in der Wasserpolitik kann aber<br />
nicht die Verteidigung des Status quo bedeuten. Auch öffentliche Unternehmen,<br />
insbesondere in Ländern des Südens, sind häufi g korrupt, ineffi zient und nicht<br />
an einer Versorgung der ärmeren Bevölkerungsgruppen oder der ländlichen<br />
Gebiete interessiert. Manche sind durch eine allzu enge Verbindung mit Staat<br />
oder Parteien zu Erbhöfen und Pfründen einfl ussreicher Gruppen geworden,<br />
andere durch den Druck internationaler Finanzinstitutionen auf die Regierung,<br />
die öffentlichen Ausgaben zu reduzieren, fi nanziell ausgetrocknet.<br />
Die Alternativen, die sich abzeichnen, lassen sich grob in drei Muster einteilen,<br />
wobei die Verwirklichung jeweils stark vom gesellschaftlich-politischen<br />
Umfeld abhängt:<br />
■ Viele der bestehenden öffentlichen Unternehmen können reformiert und<br />
damit wirtschaftlicher und stärker auf die Bedürfnisse der VerbraucherInnen<br />
2 www.waterjustice.org