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Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag

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54 <strong>Solidarische</strong> Ökonomie in Bildung und Wissenschaft<br />

Friederike Habermann/Carola Möller/Ulla Peters<br />

<strong>Solidarische</strong> Ökonomie kann Vieles sein<br />

Zum Beispiel waren- und herrschaftskritisches<br />

Wirtschaften – Arbeiten – Leben<br />

Aus bisherigen Diskussionen konkretisiert sich der Ansatz eines waren- und<br />

herrschaftskritischen Wirtschaftens entlang folgender Überlegungen:<br />

■ Erstens knüpft Wirtschaften und Arbeiten an eigenen Lebensbedürfnissen und<br />

vorhandenen und zu erweiternden Qualifi kationen an. Regionale Selbstversorgung<br />

in Verbindung mit einer ökologisch sinnvollen Ressourcennutzung hat<br />

Priorität. Diese Orientierung kann jedoch nicht als Legitimation dienen, den<br />

angehäuften Reichtum in den Industrieländern abzuschotten. Überregionale<br />

Vernetzungen sind neu zu gestalten.<br />

■ Zweitens, beruht Arbeiten auf »nicht-patriarchaler Arbeitsteilung«, d.h. der<br />

Stellenwert einzelner Tätigkeiten und die Einfl ussmöglichkeiten der dort<br />

Arbeitenden auf den Gesamtprozess sind gleichgewichtig zu gestalten. Die<br />

Einzelnen sind in ihren Möglichkeiten Einfl uss zu nehmen zu stärken, was<br />

einen Wechsel der Tätigkeiten beinhalten kann.<br />

■ Drittens werden Entscheidungen basisdemokratisch und im Konsens getroffen,<br />

wobei dessen Ausgestaltung unterschiedliche Formen annehmen kann.<br />

Entgegen unserem heute üblichen Wettbewerbsdenken und -handeln, wird<br />

sozial kompetentes, kooperierendes und solidarisches Handeln als notwendige<br />

Grundeinstellung gebraucht.<br />

Kurz: ein basisdemokratisch organisiertes, bedürfnisorientiertes vorsorgendes<br />

Wirtschaften, das auf eine neue Lebensqualität zielt.<br />

Die heutige Wirtschaftsweise bietet aus unserer Sicht keinerlei Chance, den<br />

erarbeiteten Reichtum einigermaßen gleich und bedarfsgerecht auf alle zu verteilen.<br />

Ebenso bieten die kapitalistischen und patriarchalen Funktionsmechanismen<br />

keine Möglichkeiten, Natur und Umwelt sinnvoll für alle ErdbewohnerInnen zu<br />

nutzen und zu erhalten. Und so richtig glücklich macht der Kapitalismus auch<br />

nicht. Wir sollten es uns wenigstens gedanklich erlauben, über die gegenwärtige<br />

Form des Wirtschaftens hinauszudenken sowie sinnvollere Formen des Wirtschaftens<br />

im Kleinen erproben.<br />

Einige Praxisbeispiele seien genannt: Erprobt wird in zahlreichen kleinen<br />

Projekten die Entkoppelung von Geben und Nehmen. Dies hat nichts mit<br />

Tauschen zu tun. Die Ökonomie der Tauschringe beruht darauf, dass Arbeit<br />

getauscht wird, und dies in eigens erfundenen Währungen – mit Phantasienamen<br />

wie Kreuzer, Taler oder Äppel. Ein Äppel sind dann eine Viertelstunde Arbeit,

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