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Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag

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Philipp Gerber: <strong>Solidarische</strong>r Kaffeehandel<br />

im solidarischen Handel um das wirtschaftliche Einkommen und Überleben<br />

– und damit um Alles oder Nichts.<br />

Vernetzung hüben<br />

In Europa macht der zapatistische Kaffee groß Furore. Das politisch korrekte<br />

Gebräu fi ndet immer neue, begeisterte KonsumentInnen, sodass die anfänglichen<br />

Bitten der Kooperativen, doch mehr Kaffee abzukaufen, sich wandelte in die<br />

bange Frage der KäuferInnenkollektive, ob sie wohl auch dieses Jahr zu ihren<br />

bestellten zapatistischen Kaffeebohnen kommen.<br />

Die Kollektive, welche den Kaffee in den USA und Europa abnehmen, sind<br />

sehr unterschiedlich und kämpfen oftmals mit zweierlei Schwierigkeiten: Erstens<br />

ist die Kommunikation mit den GenossInnen drüben alles andere als einfach. Oft<br />

bestehen Lieferschwierigkeiten oder nicht alle Papiere für die Bio-Zertifi zierung<br />

sind in Ordnung. Der Direkthandel mit Zapatistas ist kein Zuckerschlecken.<br />

Folkert Mohrhof von Café Libertad meinte im März 2007 angesichts des fast<br />

leeren Kaffeelagers und des noch völlig unklaren Liefertermins: »Der Import<br />

ist extrem anstrengend – aber immer auch spannend.« Jährlich reisen denn auch<br />

Leute aus den KäuferInnenkollektiven nach Chiapas, um sich vor Ort ein Bild<br />

der Situation zu machen. Zudem besteht ein loses Netzwerk der Kaffee-Einkaufskollektive,<br />

das »RedProZapa« – »Red de Comercialización de Productos<br />

Zapatistas«. Diese Vernetzung funktionierte bisher jedoch nur begrenzt und<br />

nicht über alle ideologischen Scheuklappen hinweg. Zu unterschiedlich sind<br />

die Ansätze, die von griechischen Anarchogruppen über das kommunistische<br />

Ya-Basta-Netz Norditaliens und alternative Fair-Trader in Barcelona oder Paris<br />

hin zu südfranzösischen Bauernvernetzungen und deutschen sowie schwedischen<br />

AnarchosyndikalistInnen reichen. Ganz zu schweigen von einer Kleinröster-<br />

Vereinigung Nordamerikas, die ebenfalls zapatistischen Kaffee vermarktet.<br />

<strong>Solidarische</strong>n Handel betreiben alle, nur, wie bei der Konkurrenz zwischen<br />

den zapatistischen Kooperativen, besteht die große Herausforderung im solidarischen<br />

Miteinander. Nur in einer Perspektive über die eigenen übersichtlichen<br />

Kollektivstrukturen hinaus, in der politischen Auseinandersetzung hüben und<br />

drüben kann diese Probe auf’s Exempel eine radikale antikapitalistische Praxis<br />

sein, die weiter ausstrahlt und so eine konkrete Alternative zum »Mainstream-<br />

Fair Trade« darstellt.<br />

Literatur<br />

Gerber, Philipp (2005): Das Aroma der Rebellion. Zapatistischer Kaffee, indigener<br />

Aufstand und autonome Kooperativen in Chiapas, Mexiko. Münster.<br />

Kaffee aus zapatistischen Kooperativen gibt es bei: Café Libertad/Hamburg: www.cafelibertad.de,<br />

Café RebelDía/Zürich: www.chiapas.ch<br />

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