Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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94 Chancen und Grenzen anderen Wirtschaftens im Kapitalismus<br />
Clarita Müller-Plantenberg<br />
Regionale Zusammenschlüsse für <strong>Solidarische</strong> Ökonomie<br />
Soziale Bewegungen sind Antworten auf Konfl ikte in den jeweiligen Gesellschaften<br />
und Ökonomien. Sie streben andere Lebens- und Arbeitsverhältnisse an.<br />
Aus diesen Bewegungen ergaben sich bei uns in Deutschland viele alternative<br />
Lebens- und Wirtschaftsweisen. Es wuchs ein regelrechter Aufbruch zu anderen<br />
Ufern: Im »Netz für Selbstverwaltung und Selbstorganisation« bildeten sich in<br />
Deutschland regionale Zusammenschlüsse selbstverwalteter Betriebe.<br />
Es entspricht alter Erfahrung, dass die Subjekte in den Regionen es schätzen,<br />
gemeinsam Eigentum und Arbeit zu verwalten und selbst die politischen<br />
Entscheidungen über wirtschaftliche Strategien treffen wollen. Allzu oft sind<br />
inzwischen aus Subjekten Objekte geworden. Fremdbestimmung und gesellschaftliche<br />
Exklusion haben zugenommen. Privatisierungsprozesse sowie die<br />
Erosion öffentlicher sozialer Dienstleistungen, erfordern mehr als nur Inseln,<br />
auf denen andere Werte gelebt werden. Die Stärkung und der erweiterte Aufbau<br />
von gemeinsamen, selbstbestimmten Strukturen stehen jetzt an.<br />
Was tun? In Chile, dem Musterland für neoliberale Politik, taucht auf dem<br />
Höhepunkt der Schockpolitik die Forderung Luis Razetos nach der Demokratisierung<br />
des Marktes auf. In Brasilien hat ein qualitativer Prozess eingesetzt,<br />
der die Demokratisierung des Staates durch konsequente Selbstverwaltung<br />
über regionale Foren und ein Nationales Forum für <strong>Solidarische</strong> Ökonomie von<br />
unten nach oben vorantreibt. Auf Druck sozialer Bewegungen für <strong>Solidarische</strong><br />
Ökonomie sind ein Nationales Sekretariat, ein Nationaler Kongress und ein<br />
Nationaler Rat entstanden (siehe auch den Beitrag von Paul Singer in diesem<br />
Band). Welche Strukturen bewähren sich und wie könnten wir bei uns landesweit<br />
selbstbestimmte Strukturen schaffen?<br />
1992 wurde in Spanien eine unternehmerische »Plattform der Sozialen<br />
Wirtschaft« (CEPES) für einen institutionalisierten Dialog mit den öffentlichen<br />
Stellen gegründet. Das Ziel von CEPES ist es, den Sektor der Sozialen Ökonomie<br />
zu integrieren und das Sprachrohr für soziale Fragen zu sein sowie sozialen<br />
Zusammenhalt zu fördern, Ausbildungs- und Beratungssysteme zu unterstützen,<br />
zu koordinieren und Spaniens soziale Wirtschaft nach außen zu repräsentieren.<br />
CEPES-Prinzipien geben Personen und sozialen Zielen Vorrang vor dem Kapital.<br />
Unternehmerische Organisation und Kultur werden im Sinne partizipativen und<br />
demokratischen Handelns verstanden.<br />
Gesucht wird nach dem Zusammenspiel der Interessen der Nutzer (Mitglieder)<br />
und des Gemeinwohls. Hinzu kommen die Prinzipien der Solidarität und Ver-