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Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag

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Regine Hassenpfl ug: Wassergenossenschaften<br />

Regine Hassenpfl ug<br />

Wassergenossenschaften:<br />

Das Beispiel Schönstadt-Schwarzenborn<br />

Schönstadt ist ein 1.600-EinwohnerInnen-Dorf in Mittelhessen, Ortsteil der<br />

Gemeinde Cölbe. Cölbes Gemeindegebiet liegt am Südrand des Burgwaldes<br />

im Hessischen Bergland und grenzt direkt an die südlich gelegene Universitätsstadt<br />

Marburg.<br />

Im Jahr 2005 wollte der relativ neue, parteilose Bürgermeister von Cölbe<br />

die Wasserversorgung in den Ortsteilen vereinheitlichen, und zwar durch einen<br />

Zusammenschluss mit den Stadtwerken Marburgs. Das Kapital für den Rückkauf<br />

einiger Leitungen vom Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke (ZMW)<br />

sollte durch eine Beteiligung von EON (damals EAM) aufgebracht werden.<br />

Gegen diese Pläne regte sich massiv Widerstand und Protest der BürgerInnen,<br />

so dass eine Diskussion um die Zukunft der Wasserversorgung in den Ortsteilen<br />

entstand. Auf keinen Fall sollte Trinkwasser in unserer Gemeinde dazu dienen,<br />

einem Konzern zu Profi t zu verhelfen!<br />

Und wer glaubt, dass hier der Teufel an die Wand gemalt wird und ein wirtschaftlich<br />

ausgerichteter Konzern viel besser als eine Gemeindeverwaltung in<br />

der Lage ist, gutes Trinkwasser günstig und für alle profi tabel zu liefern, sollte<br />

sich mit dem Beispiel Berlin beschäftigen! Berlin hat 1999 50% seines bis dahin<br />

profi tabeln Wasserwerkes für 1,68 Milliarden an die Firmen EON und Veolia<br />

verkauft. Dazugegeben hat die Stadt eine sittenwidrige auf 28 Jahre garantierte<br />

Rendite von 8%. Natürlich sind, anders als versprochen, die Wasserpreise<br />

seitdem um 30% gestiegen, und die Wasserqualität hat sich verschlechtert. In<br />

England wurde schon fünf Jahre früher mit der Privatisierung im Trinkwasserbereich<br />

begonnen. Nach Abzug der Kapitalrücklagen für die Instandhaltung<br />

durch die neuen Besitzer sind die Leitungen dort so undicht, dass 25% des<br />

durchgeleiteten Wassers versickern. Auch dort sind die Wasserpreise seitdem<br />

um bis zu 70% angestiegen.<br />

In Schönstadt, das als einziges Cölber Dorf noch einen Brunnen hat, der<br />

hervorragendes Wasser ausschließlich für Schönstadt liefert, formierte sich ein<br />

Kreis von BürgerInnen, die sich nicht der Ungewissheit von Gesamtgemeindeentscheidungen<br />

aussetzen wollten – und versuchte, ein Modell zu entwickeln,<br />

durch das die Versorgung von Schönstadt mit Schönstädter Wasser dauerhaft<br />

gesichert werden kann. Schnell wurde die Genossenschaft als beste Möglichkeit<br />

ausgewählt, denn sie ist basisdemokratisch wie ein Verein. Jedes Mitglied hat<br />

eine Stimme, auch wenn es mehrere Anteile besitzt. Durch die Beratung des<br />

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