Sven Giegold / Dagmar Embshoff (Hrsg.) Solidarische ... - VSA Verlag
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Ulrich Steinmeyer: Aus der Praxis selbstverwalteter Betriebe<br />
verbringen wir seitdem gemeinsam ein Wochenende, um die grundsätzlichen<br />
Angelegenheiten zu besprechen und zu entscheiden. Außerdem klärten wir<br />
grundsätzlich, dass jede/r neue Mitarbeite/in nach spätestens zwei Jahren AnteilseignerIn<br />
der GmbH werden musste oder gehen soll. Wir wollten nicht nur<br />
die Früchte unserer Arbeit gemeinsam teilen, sondern auch das Risiko. Die Effektivität<br />
und die Arbeitszufriedenheit haben sich dadurch deutlich gebessert.<br />
Welche der ursprünglichen Ziele konnten umgesetzt werden?<br />
Die Bilanz fällt bisher fast durchgehend positiv aus:<br />
■ Hohe Arbeitszufriedenheit, angenehmes Arbeitsklima.<br />
■ Verkauf ökologischer Waren, die ohne Ausbeutung hergestellt werden, möglichst<br />
regional. Lärchendielen aus Sibirien kommen bei uns nicht ins Regal.<br />
Wir fördern Auro als Naturfarbenhersteller, der als einziger Betrieb weltweit<br />
die Zulassung für die Kompostierung von Farbresten hat, genauso wie die<br />
Naturlatexmatratzen von Lonsberg, deren Naturlatex von Kooperativen in<br />
Brasilien angebaut wird.<br />
■ Soziale Rahmenbedingungen bei der Arbeitsgestaltung: Fast alle arbeiten<br />
sozialversichert Teilzeit, mehrere Frauen sind zur Zeit im Erziehungsurlaub/<br />
Mutterschutz und werden anschließend wieder Teilzeit arbeiten.<br />
■ Überstunden werden aufgeschrieben und abgefeiert oder ausbezahlt.<br />
■ Genug Lohn für ein »gutes Leben« auch wenn er höher sein könnte,<br />
was aber bei den derzeitigen Konkurrenzbedingungen im Bauhandwerk<br />
schwierig ist.<br />
Das Kollektiv war mit acht festen von zwölf MitarbeiterInnen noch nie so groß<br />
wie heute. In einer Zeit, in der Arbeitsplätze unsicherer werden, Anforderungen<br />
an MitarbeiterInnen steigen, ist dies keine schlechte Bilanz.<br />
Absicherung der ideellen Zielsetzungen durch betriebswirtschaftliche<br />
Innovations- und Organisationsfähigkeit<br />
Klappen konnte all dies im Wesentlichen durch ausreichende Fähigkeiten, die<br />
betrieblichen Belange zu organisieren. Strategisches Denken, Planungsfähigkeit,<br />
Umsetzungsfähigkeit und das Erkennen und Nutzen von einmaligen Möglichkeiten<br />
sind hier zentrale Fähigkeiten, die den Betrieb voran gebracht haben.<br />
Alle wichtigen strategischen Schritte waren Entscheidungen, die im Konsens<br />
gefällt, aber im Wesentlichen von einer Person angeregt wurden. Alle Betriebe<br />
hängen in ihrer Entwicklung an solchen Managementfähigkeiten – auch kooperative<br />
Betriebe. Letztere haben aber durch die Konkurrenzbedingungen auf<br />
dem Markt Schwierigkeiten, Menschen mit solchen Fähigkeiten zu bekommen,<br />
da diese Fähigkeiten sonst sehr gut bezahlt werden. Das ist in Kooperativen<br />
wegen Einheitslohn oder zumindest nur geringer Lohnspreizung schwierig.<br />
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