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Die Sprache des Parfums

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2.1. Sprachkode vs. <strong>Parfums</strong>til<br />

Der <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Parfums</strong> als Spezialfall der <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Geruchs sieht<br />

sich automatisch mit dem Konflikt <strong>Sprache</strong> vs. Geruch konfrontiert.<br />

Wenn die Poetizitäts-Hypothese auf die <strong>Parfums</strong>prache zutrifft, sollte es<br />

möglich sein, durch das Erfassen sprachlicher Eigentümlichkeiten eine<br />

genretypische Variante freizulegen, die für sich beanspruchen kann, cha-<br />

rakteristisch für die Werbesprache <strong>des</strong> <strong>Parfums</strong> zu sein.<br />

Man kann behaupten, dass die <strong>Parfums</strong>prache als ein bestimmter<br />

Sprachstil beschrieben werden kann, der sich vom Sprachkode <strong>des</strong> Ge-<br />

wöhnlichen abhebt. Mengentheoretisch gesprochen bilden die charakte-<br />

ristischen Zeichen und Zeichenrelationen, die den <strong>Parfums</strong>til prägen eine<br />

Teilmenge derjenigen <strong>des</strong> Sprachko<strong>des</strong>. Man sieht sich demnach mit der<br />

elementaren Opposition Sprachkode vs. <strong>Parfums</strong>til konfrontiert.<br />

Durch diese Unterscheidung ergibt sich eine Diskrepanz, die mit der<br />

Saussureschen Dichotomie Langue vs. Parole in Verbindung gebracht<br />

werden kann (vgl. Saussure 3 2001: 9). Zwar kann der zu beschreibende<br />

<strong>Parfums</strong>til nicht mit dem Begriff Parole gleichgesetzt werden, da er, wie<br />

zu zeigen ist, stabile morphosyntaktische und lexikalische Formen auf-<br />

weist, die als fachsprachlich kodiert betrachtet werden müssen und da-<br />

mit der Langue zuzurechnen sind. Aber das Moment der kreativen Wort-<br />

neuschöpfung in Form von Ad-hoc-Bildungen kann im Zusammenhang<br />

mit dem Begriff der Poetizität als Parole-Ereignis betrachtet werden,<br />

durch welches neuartige, noch nicht etablierte Elemente in den fach-<br />

sprachlichen Kode eingeführt werden. Insofern ist die theoretische Un-<br />

terscheidung zwischen Langue und Parole bezüglich <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> Par-<br />

fums keineswegs eindeutig zu ziehen. Denn, wie (Bußmann 3 2002) be-<br />

tont:<br />

„(…) auf der Basis <strong>des</strong> L.[angue]-Systems sind P.[arole]-Ereignisse individuel-<br />

le (...), verschiedene Konkretisierungen, die durch Variabilität und Redundanz<br />

gekennzeichnet sind“ (Bußmann 3 2002: 389).<br />

Eine je spezifische sprachliche Variante kann sich immer nur aus dem<br />

systematischen spezifischen Gebrauch <strong>des</strong> Zeicheninventars herausbil-<br />

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