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Die Sprache des Parfums

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Ein im Hinblick auf die empirischen Analysen der Parfumwerbetexte<br />

hochgradig relevanter Spezialfall semantischer Inkongruenz ist das Phä-<br />

nomen der Synästhesie. Daher soll dieses Phänomen im folgenden Ab-<br />

schnitt sowohl aus neuropsychologischer als auch aus semiotischer Per-<br />

spektive ausführlich dargestellt werden.<br />

1.3. Synästhesie – Neuropsychologie vs. <strong>Sprache</strong><br />

Das Phänomen der Synästhesie hat zwei Dimensionen, die aus zwei un-<br />

terschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven beschrieben werden<br />

müssen. Einerseits wird unter Synästhesie eine kognitive Wahrneh-<br />

mungseigentümlichkeit verstanden, die sich in neuralen Strukturen <strong>des</strong><br />

Gehirns von Individuen abspielt und damit in den Wissenschaftsbereich<br />

der Neuropsychologie gehört. Bei neuropsychologischer Synästhesie<br />

handelt es sich um die „(...) Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung<br />

eines anderen (z. B. Farbwahrnehmung bei akustischem Reiz) (...)“ (Du-<br />

den 1982: 743).<br />

Ein terminologisches Detail, das rechtzeitig geklärt werden soll, betrifft<br />

die Unterscheidung der Adjektive neural und neuronal. Ich folge dabei<br />

der Differenzierung von Damasio/Damasio (1992), die feststellen:<br />

„(...) ‚neural’ bedeutet allgemein die Nerven – (...) das Zentralnervensystem –<br />

betreffend, ‚neuronal’ bezieht sich spezifischer auf die Nervenzellen mit ihren<br />

Fortsätzen, die Neuronen“ (Damasio/Damasio 1992: 80).<br />

Da ich mich innerhalb der neuropsychologischen Abschnitte meiner Ar-<br />

beit allgemein mit dem Nervensystem beschäftige und mich weder auf<br />

das Feld der Neurochemie, noch das der Neurophysik begebe, wird das<br />

Adjektiv neuronal kaum verwendet.<br />

Im Bereich der <strong>Sprache</strong> hingegen kann man Synästhesie beschreiben,<br />

als eine spezielle Ausprägung uneigentlichen, metaphorischen Sprach-<br />

gebrauchs. Es geht dabei um „(...) durch sprachlichen Ausdruck hervor-<br />

gerufene Verschmelzung mehrerer Sinneseindrücke (z. B. schreien<strong>des</strong><br />

Grün) (...)“ (Duden 1982: 743). Dabei werden Lexeme kombiniert, die –<br />

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