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Die Sprache des Parfums

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gegebenenfalls entsprechende Abweichungen davon. Wird aber der Ko-<br />

de zum Gegenstand der sprachlichen Kommunikation, ist laut Jakobson<br />

die metasprachliche Funktion dominant (vgl. Jakobson 1981: 25).<br />

Auf diese Differenzierungsschwierigkeit weist auch Koch (1981) hin. Er<br />

merkt kritisch an:<br />

„<strong>Die</strong> in (...) stilembefrachteten Sätzen zusätzlich aufzuwendende Energie be-<br />

wirkt, daß sich Operationen selbst der Aufmerksamkeit und dem Bewußtsein<br />

<strong>des</strong> Textrezipienten aufdrängen (...). <strong>Die</strong> Realisationen dieser Operationen<br />

sind (...) Metasprache. (...). Meine Annahme führt also dazu, daß Stilphäno-<br />

mene, Abweichung u.ä. dem Bereich der Metasprache zugerechnet werden“<br />

(Koch 1981: 41).<br />

Es ist in derartigen postulierten Deautomatisierungssituationen wahr-<br />

scheinlich nie eindeutig zu entscheiden, ob die poetische oder die meta-<br />

sprachliche Funktion die dominante Rolle im Kommunikationsprozess<br />

spielt oder ob die rigide Trennung beider überhaupt sinnvoll ist. Hier wird<br />

jedenfalls der vermittelnde Standpunkt vertreten, dass die poetische<br />

Funktion auf der perzeptorischen Ebene gewissermaßen als initiatori-<br />

sche Vorstufe zu verstehen ist zu der sekundären, kognitiv reflektierten<br />

Beschreibung auf der Metaebene.<br />

Am massivsten drängt sich die poetische Funktion sicherlich in so ge-<br />

nannten poetischen Texten in der Wahrnehmungsvordergrund, wo sie<br />

nach Auffassung <strong>des</strong> russischen Formalismus per definitionem pro-<br />

grammatisch anzutreffen ist. Derartige Texte treten allerdings mit einem<br />

explizit ästhetischen Wirkungsanspruch auf.<br />

„Durch Abweichung vom alltäglichen Sprachgebrauch soll in der [sic!] Poesie<br />

zu einer neuen Wahrnehmung (...) der sprachlichen Phänomene führen, die<br />

dem Prozeß der Automatisierung, der Gewöhnung an die Strukturen, entge-<br />

genwirkt“ (Nöth 2 2000: 95).<br />

<strong>Die</strong>s sieht Sklovskij (1923) sogar als Aufgabe <strong>des</strong> Dichters, wenn er sehr<br />

plastisch und geradezu kämpferisch schreibt:<br />

„Gerade diesem unerbittlichen Zwang der Routine, der Gewohnheit muß der<br />

Dichter entgegenwirken. Indem er das Objekt aus seinem gewohnten Zusam-<br />

menhang reißt, indem er disparate Ideen zusammenbringt, gibt der Dichter<br />

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