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Die Sprache des Parfums

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und sozialer Kommunikation kommen kann. <strong>Die</strong>ser Zweifel wurde jedoch<br />

relativiert von der allgemein zugänglichen Beobachtung, dass man sehr<br />

wohl über Gerüche spricht und sie durchaus auch beschreiben kann. In<br />

der Regel geht es dabei aber um Geruchsbezeichnungen, die sich auf<br />

allgemein bekannte Substanzen beziehen. Sätze wie<br />

Das riecht wie Pfefferminze;<br />

Es riecht nach Kaffee<br />

können als typisch gelten. Wirklich interessant aber wird die Sache erst,<br />

wenn es um Gerüche geht, die nicht auf eine aus dem Alltag bekannte<br />

Substanz zurückzuführen sind, beispielsweise künstlich erzeugte hoch-<br />

komplexe Geruchsgemische wie <strong>Parfums</strong>.<br />

Wenn in der Parfumbranche die Geruchsqualitäten von <strong>Parfums</strong> be-<br />

schrieben werden, geschieht dies nicht in alltäglicher, sondern in recht<br />

ungewöhnlicher Weise. Dass ein Parfumduft beispielsweise beschrieben<br />

wird mit „Jasmin, Ylang-Ylang und Gewürznelken verleihen ihm in der<br />

Herznote ungeheure Dynamik“ (Bogner-Man Classic) kann wohl kaum<br />

als gewöhnlich bezeichnet werden.<br />

<strong>Die</strong> skizzierte Ambivalenz zwischen Geruchswahrnehmung und deren<br />

sprachlicher Repräsentation kann man etwas lapidar formuliert folgen-<br />

dermaßen auf den Punkt bringen: Eigentlich kann man viele künstlich<br />

erzeugte Gerüche sprachlich nicht direkt und präzise beschreiben, aber<br />

irgendwie wird es indirekt doch versucht.<br />

In diesem Spannungsfeld entstand die Hypothese, dass bei der<br />

Versprachlichung von Parfumdüften unkonventionelle sprachliche Stra-<br />

tegien zur Anwendung kommen, die das kreative, poetische Potenzial<br />

von <strong>Sprache</strong> herausfordern (= Poetizitäts-Hypothese).<br />

Typische Strukturen der <strong>Sprache</strong> <strong>des</strong> <strong>Parfums</strong> herauszuarbeiten, die<br />

sich von konventionellem Sprachgebrauch abheben und ihr Zustande-<br />

kommen zu erklären, ist somit das zentrale Anliegen dieser Dissertation.<br />

Dabei gehe ich davon aus, dass die unterstellten unkonventionellen<br />

Strukturen mit dem Begriff der Poetizität aus linguistischer Perspektive<br />

und der poetischen Funktion der <strong>Sprache</strong> beschrieben werden können.<br />

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