Die Sprache des Parfums

en als falsifiziert betrachtet werden muss. Es ist nun weitergehend zu
prüfen, ob sie derart modifiziert werden kann, dass sie in modifizierter
Form trotzdem als Erklärungsmodell für die Verben der Sprache des Ge-
ruchs im Spiel bleiben kann.
3.9.2. Prozessual-dynamische Verben
Relativ unerwartet ist die Beobachtung, dass 42 der 63 Verben (ca. 67%)
als unspezifisch klassifiziert wurden. Es ist nicht möglich, ihnen plausibel
und ohne verkrampfte Legitimation einen primären oder überhaupt einen
perzeptorischen Referenzbereich zuzuordnen, der durch entsprechende
semantische Merkmale hinreichend gedeckt wäre. Allerdings weisen
diese Verben eine andere semantische Regelhaftigkeit auf, die man
nicht als punktuell oder zufällig abtun kann, sondern als strukturelles
Phänomen ansehen sollte. Obwohl die meisten der unspezifischen Ver-
ben etwas mit Bewegung zu tun haben, bezieht sich diese nicht notwen-
dig auf Wahrnehmungen, die die Bewegung des menschlichen Körpers
betreffen. Es würde daher zu weit gehen, diese Verben ohne Weiteres in
die Klasse kinästhetisch einzuordnen. Es fällt aber auf, dass bei 23 der
42 perzeptorisch unspezifischen Verben (ca. 55%) semantische Merk-
male beobachtbar sind, die man im weiteren Sinne als prozessual-
dynamisch bezeichnen kann. Sie beschreiben einen Bewegungs-, Trans-
formations- oder Übergangsprozess und damit die Bewegung physikali-
scher Körper.
Die Tabellen 48 (a) und 48 (b) isolieren aus den Verben der Klasse un-
spezifisch diejenigen, für die das prozessual-dynamische Kriterium gel-
tend gemacht werden kann und bieten Beispielsätze an, die dieses Phä-
nomen verdeutlichen. Die Verben sind in Simplizia und komplexe Verben
unterteilt. Sämtliche Beispielsätze entstammen dem Wortschatzlexikon
der Universität Leipzig (www.wortschatz.informatik.uni-leipzig.de, Zugriff
am 24.03.04), auf der ein umfassendes Korpus authentischer Sätze der
deutschen Gegenwartssprache digitalisiert ist. Die Explikation der Ver-
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