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Die Sprache des Parfums

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den, das der umfassendere Sprachkode bereitstellt. Der allgemeine<br />

Sprachkode stellt gewissermaßen den invarianten, systematischen Hin-<br />

tergrund dar, von dem sich der fachsprachlich kodierte <strong>Parfums</strong>til als<br />

quasi-individuelle Variante abhebt. Das <strong>des</strong>kriptive Herausarbeiten <strong>des</strong><br />

parfumspezifischen Sprachstils als eines Sub-Ko<strong>des</strong>, also <strong>des</strong> spezifi-<br />

schen genretypischen Vokabulars und spezifischer genretypischer Syn-<br />

tagmen ist ein wesentlicher Anspruch dieser Dissertation.<br />

Ein anderes Anliegen ist es, diejenigen Lexeme zu identifizieren, die als<br />

textspezifische Ad-hoc-Bildungen nicht zum Sub-Kode <strong>des</strong> Parfumdis-<br />

kurses gehören und damit dem Bereich der Parole zuzurechnen sind.<br />

Auf das interdependente Verhältnis zwischen Kode und Stil weist Riffa-<br />

terre (1973) im folgenden Textauszug dezidiert hin, in dem er die Kode-<br />

Stil-Diskrepanz als ein Problem zwischen linguistischen Fakten einer-<br />

seits und stilistischen Fakten andererseits formuliert:<br />

„Eine linguistische, strukturale Beschreibung <strong>des</strong> Stils bedarf (...) einer sorgfäl-<br />

tigen Klärung: einerseits sind die stilistischen Fakten nur in der <strong>Sprache</strong> greif-<br />

bar, denn diese ist ihr Vehikel; andererseits besitzen sie notwendigerweise<br />

einen spezifischen Charakter, denn sonst könnte man sie von den linguisti-<br />

schen Fakten nicht unterscheiden“ (Riffaterre 1973: 29).<br />

Eine allgemein textlinguistische, beziehungsweise textgrammatische,<br />

Beschreibung der gesamten Textgattung kann zwar möglicherweise for-<br />

malgrammatische Regelhaftigkeiten und genretypische invariante<br />

Sprachstrukturen sichtbar machen. <strong>Die</strong>se allerdings müssen nicht not-<br />

wendig mit denjenigen Texteigenschaften übereinstimmen, die als poe-<br />

tisch relevant beziehungsweise als „stilistische Einheiten“ (Riffaterre<br />

1973: 29) zu klassifizieren sind. Riffaterre dazu:<br />

„Eine rein linguistische Analyse (...) wird nur linguistische Elemente hervorhe-<br />

ben; in ihrer Beschreibung wird sie Elemente der Wortfolge, denen ein stilisti-<br />

scher Wert zukommt, mit solchen vermischen, die neutral sind; sie wird ledig-<br />

lich ihre linguistischen Funktionen isolieren, ohne anzugeben, welche Merkma-<br />

le aus ihnen auch stilistische Einheiten machen“ (Riffaterre 1973: 29).<br />

Um jedoch die poetologische Beschreibung von einer textgrammatischen<br />

zu trennen, dürfen nur linguistische Einheiten aus dem zu Grunde geleg-<br />

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