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Die Sprache des Parfums

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Das Riffaterresche Postulat <strong>des</strong> Kontextes als einer textinternen Norm,<br />

von dem sich ein stilistischer Stimulus durch eine strukturell beschreib-<br />

bare Kontrastfigur abhebt, kann im Bezug auf die Attribuierungen in<br />

zweierlei Hinsicht nutzbar gemacht werden. <strong>Die</strong> Konzepte Mikrokontext<br />

und Makrokontext seien hier zur Erinnerung nochmal zitiert:<br />

„Der Unterschied zwischen Makrokontext und Mikrokontext besteht darin, daß<br />

der erste eine Folge von Varianten aufweist, die alle im Text verwirklicht wer-<br />

den und deren Isomorphismus sich dem Leser unwiderstehlich aufdrängt. Im<br />

zweiten Fall hingegen wird der Isomorphismus durch einen einzigen Vergleich,<br />

lediglich zwischen zwei Varianten, wahrgenommen.” (Riffaterre 1973: 66).<br />

<strong>Die</strong> im Rahmen der Stichprobenanalyse der Attribuierungen exempla-<br />

risch am Text zu Boss-Elements Aqua ausgeführte Funktion <strong>des</strong> Makro-<br />

kontextes kann verallgemeinernd auf das Gesamtkorpus angewendet<br />

werden, wenn man die komplexen NGr als Einheiten betrachtet und ih-<br />

ren pseudo-lexikalischen Charakter ins Auge fasst. In den Produktbe-<br />

schreibungen <strong>des</strong> Gesamtkorpus gibt es ununterbrochen <strong>des</strong>kriptive Se-<br />

quenzen, die durchaus referentielle Information vermitteln und sinnvolle<br />

Aussagen über das Parfum machen. Semantisch inkongruente NGr, wie<br />

sie aus dem Korpus extrahiert wurden, sind nicht der Standard. Aber sie<br />

sind interessant für diese Untersuchung, weil die AL sie so auffällig oft<br />

markiert haben und dadurch nahe gelegt wird, dass ihnen eine besonde-<br />

re stilistische Rolle zukommt. Außerdem wurde schon <strong>des</strong> öfteren darauf<br />

hingewiesen, dass man unterscheiden muss zwischen allgemein-<br />

abstrakten Aussagen über das Parfum als Gegenstand der Vermarktung<br />

und Aussagen über spezifische Geruchsqualitäten.<br />

Man kann dem generell beschreibenden Charakter der Texte die Funkti-<br />

on zuweisen, eine textinterne Norm <strong>des</strong> Informierens zu etablieren. Al-<br />

lein die Tatsache, dass die Texte auf der Internetwerbeseite eines Par-<br />

fumvertreibers erscheinen, erzeugt bei einem Leser eine kontextspezifi-<br />

sche Erwartungshaltung; der Leser erwartet, über das angebotene Pro-<br />

dukt informiert zu werden. Dass die Beschreibung der angebotenen Pro-<br />

dukte in der Werbeindustrie üblicherweise mit stereotypen Idealisierun-<br />

gen und euphemistischen Sprachkonstruktionen geschieht um ein mög-<br />

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