Die Sprache des Parfums

etwas umfangreicher zu zitieren. Die relevante Passage im Boss-Text
lautet:
„Der (...) Zerstäuber zeigt sich ebenso [wie das Eau de Toilette] aquatisch-
frisch in der Form (...)“ [Hervorhebungen von mir].
Das markierte Ad-hoc-Adjektivkompositum aquatisch-frisch kann relativ
leicht dekodiert und angemessen mit frisch wie Wasser paraphrasiert
werden. Die Eigenschaftszuschreibung, frisch wie Wasser zu sein, kann
man für den Duft des Eau de Toilettes nur dann als akzeptabel bewer-
ten, wenn man das Adjektivs frisch als Quasi-Synonym von kühl(end)
versteht und damit dessen synästhetischen Transfer von der taktilen
Modalität zur Olfaktorik akzeptiert. Dass sich diese Eigenschaft aber
auch auf den Zerstäuber, also den Flakon, eine Flasche aus Glas, be-
ziehen soll, in dem sich die duftende Flüssigkeit befindet, klingt im all-
tagssprachlichen Verständnis wenig glaubwürdig. Zudem wird als gram-
matisches Prädikat explizit das Verb sich zeigen gewählt, das eindeutig
auf den visuellen Sinn referiert. Man kann den synästhetischen Charak-
ter dieser Textpassage prägnanter durch folgende Paraphrase transpa-
rent machen:
Der Zerstäuber sieht so aquatisch-frisch aus, wie das Eau de Toilet-
te riecht.
Dieser synästhetische Prozess, der sich das perzeptorische Potenzial
des polysemen Adjektivs frisch zu Nutze macht, lässt sich durch Abbil-
dung 8 veranschaulichen:
Abbildung 8: Synästhetischer Transfer durch das Adjektiv frisch
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