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Die Sprache des Parfums

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Aber es gibt natürlich in den Parfumtexten neben den Pseudo-<br />

Beschreibungen ebenso Passagen, die gar nicht erst den Eindruck er-<br />

wecken, die Duftqualität <strong>des</strong> <strong>Parfums</strong> charakterisieren zu wollen. Wenn<br />

es etwa heißt ein „lockerer, optimistischer Duft voll sympathischer Ener-<br />

gie“ (Bruno Banani-Bruno Banani Men) oder „ein Duft voller emotionaler<br />

Klarheit - Extrem klar und maskulin, dabei von subtiler Anziehungskraft“<br />

(Calvin Klein-Obsession for Men) liegt auf der Hand, dass nicht der Duft<br />

beschrieben wird. Vielmehr wird ein spezifisches männliches Stereotyp<br />

lanciert oder ein (vermeintlich) werbewirksamer Gender-Trend aufgegrif-<br />

fen und mit dem Parfumduft – gleichgültig wie dieser riecht – verbal as-<br />

soziiert. Bei derartigen Aussagen, die im untersuchten Korpus etwa die<br />

Hälfte der Textmasse ausmachen, handelt es sich natürlich um rein psy-<br />

chosoziale Suggestionen, die mit der Duftqualität <strong>des</strong> jeweiligen <strong>Parfums</strong><br />

letztlich nichts zu tun haben.<br />

Es gibt aber auch im Korpus einige wenige Texte, in denen gar keine<br />

Sequenzen zu finden sind, die vorgeben, den Parfumgeruch zu be-<br />

schreiben. Der Text zu Davidoff-Good Life beispielsweise verzichtet völ-<br />

lig auf die pseudo-olfaktorische Charakterisierung und beschränkt sich<br />

gänzlich auf die Suggestion eines Männlichkeitstyps, den der Duft an-<br />

geblich unterstützt:<br />

„Ein unverwechselbarer Duft von ehrlichem, ursprünglichem Charakter. Ein<br />

Spiegel der Sehnsüchte und Wünsche <strong>des</strong> modernen, selbstbewussten Man-<br />

nes. Er sucht das Gleichgewicht zwischen materiellem Erfolg und tiefgehender<br />

Emotionalität und findet seine Harmonie durch innere Zufriedenheit. Davidoff<br />

Good Life verkörpert das, was für ihn am wichtigsten ist: Freude und Glück“<br />

(Davidoff-Good Life).<br />

Der suggestive Stil dieses Textes kann sicherlich als aufdringlich, kli-<br />

scheehaft, albern und platt empfunden werden. Gemessen an den Er-<br />

gebnissen der vorliegenden Arbeit ist er jedoch authentischer, gerade<br />

weil er sich spart vorzugeben den Geruch zu beschreiben. Allerdings<br />

geht ihm ebenfalls kreative Originalität ab, da sich Vokabeln wie modern,<br />

selbstbewusst, Harmonie, Freude und Glück durch inflationäre Verwen-<br />

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