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Die Sprache des Parfums

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Poesie gesetzt werden könnte. In diesem Zusammenhang ist jedoch der<br />

Roman Das Parfum (Süßkind 1985) zu nennen, in dem der Autor auf le-<br />

senswerte Weise dieses Projekt betreibt.<br />

Aber so etwas wie ein allgemein zugängliches und konventionell etablier-<br />

tes Lexikon der Olfaktorik existiert nicht.<br />

<strong>Die</strong>ses Problem scheint bei der visuellen Wahrnehmung von Farben kein<br />

grundlegen<strong>des</strong> Problem zu sein. Innerhalb der kognitiven Linguistik wur-<br />

de die sprachliche Kategorisierung der Farbwahrnehmung intensiv disku-<br />

tiert. Und es hat sich auch herausgestellt, dass verschiedene Sprach-<br />

und Kulturgemeinschaften das Farbspektrum unterschiedlich durch ele-<br />

mentare Farbbezeichnungen aufteilen (vgl. Berlin/Kay 1969 sowie Lakoff<br />

1987). Aber jede Kultur tut dies immerhin, wenngleich mit unterschiedli-<br />

chen Elementarkategorien, die sich in der jeweiligen <strong>Sprache</strong> etabliert<br />

haben. Es gibt also keine Farbe, die nicht irgendwie sprachlich zu cha-<br />

rakterisieren wäre. <strong>Die</strong> Diskussion um die so genannten „basic color<br />

terms“ (Berlin/Kay 1969) soll hier jedoch nicht ausführlich referiert wer-<br />

den. Interessant für die Problemstellung dieser Untersuchung ist nur die<br />

Tatsache, dass es – im Gegensatz zum Farbspektrum – keine sprachlich<br />

konventionalisierte Aufsplittung <strong>des</strong> olfaktorischen Spektrums gibt. Ver-<br />

einzelt gibt es zwar ethnische Gruppen, die in ihrer <strong>Sprache</strong> feststehen-<br />

de Wörter für spezielle Gerüche kennen. Dubois (1997) nennt dazu als<br />

Beispiel die <strong>Sprache</strong> Li-Wanzi, die von einem Jägervolk im westafrikani-<br />

schen Gabun gesprochen wird. Dort gibt es für Jagdzwecke spezifische<br />

Geruchsbezeichnungen für Gerüche wichtiger Beutetiere:<br />

„In some African languages (…) odors are cognitively constructed as ‘objective<br />

realities’ and have names (even nouns): for example, about 11 ‘basic terms’<br />

for odors have been identified in Li-Wanzi” (Dubois 1997: 188).<br />

Aber pauschal kann man über <strong>Sprache</strong>n sagen, dass es in Analogie zu<br />

basic color terms so etwas wie basic smell terms nicht gibt.<br />

<strong>Die</strong>se Auffassung wird auch von Vroon (et al. 1996) gestützt, die feststel-<br />

len:<br />

„Unser Vokabular für Gerüche und Düfte ist sehr begrenzt. Häufig werden Ge-<br />

rüche auf ihre vermutete Ursache zurückgeführt. Wir begnügen uns dann mit<br />

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