Das Grabdenkmal des konigs Chephren
Das Grabdenkmal des konigs Chephren
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11. Allgemeine Anlage <strong>des</strong> Baues: A. Der Torbau.<br />
Der Eingangsraum, den wir betreten, ist im Lichten g,40 m hoch, so hoch wie es bei<br />
der Gebäudehöhe überhaupt nur möglich war. Er ist zugleich der höchste von den Innen-<br />
räumen der ganzen Tempelanlage, und jeder folgende Raum im Torbau ist niedriger als<br />
der vorhergehende.<br />
Dieser Eingangsraum besteht rings herum - Wände, Decke und Fußboden - aus<br />
rotem Granit'. An der dem Eingang gegenüber liegenden Schmalseite öffnet sich in großer<br />
Höhe eine Nische, in der wohl eine Statue als einziger Schmuck <strong>des</strong> Raumes gestanden<br />
haben mag.<br />
Nun wenden wir uns seitwärts, durchschreiten schwach ansteigend eine hohe zwei-<br />
flügelige Tür und treten in den langgestreckten Vorraum ein, in dem sich die durch das<br />
Nord- und Südtor einziehenden Scharen vereinigen. Etwa<br />
4 m ist er breit, eine ansehnliche Abmessung, wenn man<br />
bedenkt, daß seine granitenen Deckenbalken demnach<br />
min<strong>des</strong>tens 5 m lang sein mußten. Der Fußboden be-<br />
steht hier, wie fortan in allen Räumen <strong>des</strong> Torbaus,<br />
aus geschliffenem weißem Alabaster, die Wände da-<br />
gegen ebenso wie die Decken aus Granit.<br />
An dieser Stelle müssen wir unser Augenmerk<br />
kurz auf einen Schacht lenken, den man in den felsigen<br />
Untergrund dieses Raumes roh eingearbeitet hat. Es<br />
ist das der berühmt gewordene ,,Brunnen", in dem Ma-<br />
riette 1860 die schöne <strong>Chephren</strong>statue fand, die jetzt zu<br />
den berühmtesten Stücken der Kairener Sammlung ge-<br />
hört. Dieser Schacht stammt nicht aus der Zeit der Er-<br />
bauung <strong>des</strong> Torbauc, sondern ist, wie man deutlich<br />
sehen kann, nachträglich wahrscheinlich als Grabschacht<br />
in den halbzerstörten und wahrscheinlich schon ver-<br />
sandeten Torbau eingearbeitet worden (vergl. Abschnitt I11<br />
und V).<br />
Doch nun wollen wir durch die große Tür in der<br />
Mittelachse eintreten in den Hauptraum <strong>des</strong> Torbaus,<br />
den Pfeilersaal. Es ist ein Saal von der Form eines<br />
I9<br />
Abb. IO. Zweiflügelige Holztür (Innenseite) in<br />
Steinrelief nachgebildet. Aus dem Grabe <strong>des</strong><br />
Seschem-nofer auf dem Pyramidenfelde von Gise,<br />
ausgegraben von derE.v. Sieglinexpedition r91o.<br />
umgekehrten T. Sechzehn monolithe Granitpfeiler teilen ihn in einen dreischiffigen Hauptarm<br />
und zwei zweischiffige Querarme. Ein Raum von großartiger Wirkung ! Kein Ornament<br />
und kein Profil mildert den feierlichen Ernst dieser Architektur ; nur schlichte Wände und<br />
schmucklose vierkantige Pfeiler; keine einzige Linie, die nicht unbedingt zur Konstruktion gehörte.<br />
Dagegen sitzt an den Wänden entlang eine Schar von überlebensgroßen Königs-<br />
Statuen, 23 an der Zahl, alle in genau derselben strengen Haltung, den Blick geradeaus<br />
gerichtet, die eine Hand geballt, die andere flach auf dem Schenkel ruhen lassend, ein Bild<br />
königlicher Würde und Kraft (Blatt V).<br />
Wenn auch im wesentlichen gleich, so gleicht doch keine Figur der anderen völlig;<br />
I) Der Name „Granit-Tempel" mit dem man früher unseren Torbau vielfach bezeichnete, hatte also gewisse Be-<br />
rechtigung.<br />
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