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Das Grabdenkmal des konigs Chephren

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11. Allgemeine Anlage <strong>des</strong> Baues: C. Der Totentempel.<br />

Der Serdab ist der versteckte, aber meist durch schmale Schlitzfens ter in Verbindung<br />

mit den Kulträumen und der Außenwelt stehende Aufstellungsraum für die Statue <strong>des</strong> Ver-<br />

storbenen, wo sie gegen Beschädigung und Diebstahl gesichert war. Solchen Gefahren waren<br />

natürlich am meisten die kleinen und aus vergänglichem Material hergestellten Statuen von<br />

Privatleuten ausgesetzt, sodaß bei solchen Gräbern ein oder mehrere Serdabs bald als not-<br />

wendiger Bestandteil erscheinen. Daneben aber findet man schon in den Gräbern der<br />

IV. Dynastie frei sichtbar aufgestellte Statuen, meistens an solchen Stellen, wo man dieselben<br />

diebessicher herstellen, z. B. aus dem gewachsenen Felsen meißeln konnte.<br />

Viel weniger den Gefahren von Raub und Diebstahl ausgesetzt schienen die großen<br />

Statuen aus z. T. unverwüstlichem Material in den gut befestigten und bewachten Königs-<br />

tempeln. Hier brauchte man auf Serdabs weniger Wert zu legen. Sie spielen daher in<br />

unserem Tempel, dem ältesten der näher bekannten großen Königstempel, nur eine geringe<br />

Rolle und verschwinden später völlig. <strong>Das</strong> hängt vielleicht auch damit zusammen, daß man<br />

später überhaupt nicht mehr soviel Königsstatuen aufstellte, sondern hauptsächlich Relief-<br />

bilder, die sowieso in unlöslicher Verbindung mit dem Bauwerk selber standen. Für die<br />

Statuen, die es sonst noch gab, genügten dann wohl verschließbare Nischen oder Kammern.<br />

Der Serdab hatte nur solange einen Sinn, als er der in ihm enthaltenen Statue wirklich<br />

Schutz gegen Entführung oder Beschädigung verlieh. War das in unserm Tempel nun der Fall?<br />

Soweit es der Bautechnik überhaupt möglich war, hat man seinen Zweck hier<br />

erreicht. Denn da die Statue samt der Rückwand <strong>des</strong> Serdab aus einem einzigen Quader<br />

bestand, der allseitig in das übrige Mauerwerk eingebunden war, so war es unmöglich, den<br />

Statuenblock herauszuholen, ohne den ganzen Tempel zu demolieren. Und auch das sollte<br />

schwer genug fallen. Man braucht ja nur an die enorme Dicke der Mauern und an die<br />

Abmessungen ihrer Riesenquader zu denken. (s. Abschnitt 111).<br />

Kehren wir nunmehr zur Tiefen Halle zurück. Es ist dies bei den späteren Totentempelanlagen<br />

der vorderste Raum, wo der Aufgang mündet.<br />

Statuenhof. An den vordersten Teil <strong>des</strong> Tempels mit seinen gedeckten Innenräumen<br />

schließt sich ein offener Hof an, der von einem Umgang, ähnlich den Kreuzgängen mittelalterlicher<br />

Klöster, umgeben ist (Abb. 16 und Blatt VI). Er ist quergelagert und nimmt<br />

mit seinem Umgang die ganze Breite <strong>des</strong> Tempels ein. Seine Wände sind senkrecht, oben<br />

mit dem üblichen halbrunden Profil bekrönt und ganz und gar aus rotem Granit errichtet.<br />

Einen wirkungsvollen malerischen Gegensatz dazu bildet der weiße Alabasterfußboden und<br />

ein blauer Himmel. Je fünf Türöffnungen auf den Langseiten und drei auf den Schmalseiten,<br />

von den monumentalen Inschriften in grün oder blau ausgemalten Hieroglyphen umrahmt,<br />

verbinden den Hof mit dem Umgang.<br />

Zwischen je zwei Türöffnungen steht eine Riesenstatue mit dem Rücken gegen die Wand<br />

gelehnt und mit ihr aus einem Monolith gehauen, wahrscheinlich den verstorbenen König als<br />

Gott Osiris darstellend, den ganzen Körper von Binden umwickelt, die Arme auf der Brust<br />

gekreuzt ’.<br />

Diese Statuen geben dem ganzen Hofe sein charakteristisches Gepräge und stempeln<br />

ihn zu einem Architekturstück ersten Ranges, wie es in dieser Form bisher in Ägypten noch<br />

I) Solche Statuen sind bisher im alten Reiche nicht nachgewiesen; die älteste derartige Darstellung, die ich kenne,<br />

ist die Statue Sesostric’ 111. im Kairener Museum.<br />

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