Das Grabdenkmal des konigs Chephren
Das Grabdenkmal des konigs Chephren
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II. Allgemeine Anlage <strong>des</strong> Baues: C. Der Sotentempel.<br />
Der ,,intime Tempel".<br />
Der zweite Hauptteil <strong>des</strong> Totentempels, der hinter den Statuenkammern liegt, enthält<br />
den Raum, der nach seiner Form und Lage als das Allerheiligste gedeutet werden muß.<br />
Durch eine Tür in der südwestlichen Ecke <strong>des</strong> Umgangs betreten wir einen schmalen,<br />
nach Westen führenden Korridor, der nach einiger Zeit nach Norden umbiegt, um bald<br />
darauf seinen westlichen Verlauf wieder aufzunehmen. Er führt direkt zum Allerheiligsten,<br />
einem langen, ziemlich schmalen Raum, der sich an der westlichen Außenseite <strong>des</strong> Tempels<br />
hinzieht. Genau in der Achse <strong>des</strong> Tempels befindet sich, gegen die Pyramide zu gewandt,<br />
eine große flache Nische, in der wohl eine stattliche Scheintür gestanden haben mag.<br />
An diesen Hauptraum schließen sich noch einige andere Gemächer an; zuerst südlich<br />
ein schmaler Raum, der nach Westen zu wieder eine tiefe Nische hat, die wohl für eine<br />
Statue, eine Opfertafel oder eine Scheintür bestimmt war. In der nördlichen Verlängerung<br />
<strong>des</strong> Allerheiligsten finden sich noch zwei Räume, zuerst eine kleine fast quadratische Kammer,<br />
und von ihr aus nach Osten zugängig ein schmaler, tiefer Raum. Alle diese Räume <strong>des</strong> in-<br />
timen Teiles sind aus Granit erbaut mit alabasternem Fußboden. Über ihre Zweckbestimmung<br />
im einzelnen fehlt leider jeglicher Anhalt.<br />
Im Allerheiligsten wird wohl, wie wir bereits erwähnten, die Scheintür gestanden<br />
haben. In den Tempeln der V. und VI. Dynastie, wo allerdings das Allerheiligste nicht<br />
quer wie hier, sondern längs in der Hauptachse <strong>des</strong> Tempels liegt, konnte die Scheintür an<br />
der entsprechenden Stelle nachgewiesen werden. Der wesentliche Unterschied liegt aber<br />
darin, daß bei jenen Tempeln das Allerheiligste gegen das Pyraniidenmassiv angebaut ist,<br />
daß also die Sclieintür direkt vor dem Mauerwerk <strong>des</strong> Grabmals stelit, während in<br />
unserem Beispiel das Allerheiligste mit der Scheintür getrennt von der Pyramide in einem<br />
isolierten Gebäude untergebracht war.<br />
ßorchardt hat kürzlich die Vermutung geädert ', daß beim Cliephren-Tempel vor der<br />
Pyramidenwand eine zweite Scheintür oder Stele gestanden habe. Der bauliche Befund hat<br />
dafür hier zwar keinen Anhalt geboten. Wohl aber wird man sagen dürfen, daß theoretisch<br />
vor das Grabmassiv eine Scheintür oder Stele gehört, und zwar vor eine schräge Pyramiden-<br />
wand keine Scheintür sondern eine freistehende Stele, an eine steile Mastabawand dagegen<br />
oder in einen an das Grabmassiv angebauten Kultraum (Allerheiligstes) eine Scheintür.<br />
Solche freistehende Stelen wurden vor der Pyramide <strong>des</strong> Snefru zu Medum und <strong>des</strong> Myke-<br />
rinos (IV. Dyn.) und der Iput zu Sakkara (VI. Dyn.) gefunden, Scheintüren dagegen in den<br />
angebauten Pyramiden-Tempeln der V. und VI. Dynastie.<br />
Irn <strong>Chephren</strong>-Tempel haben wir also anscheinend zwei Stätten <strong>des</strong> intimsten Kultus,<br />
erstens eine (oder zwei ?) freistehende Stelen vor dem Pyramidenmassiv unter freiem Himmel<br />
und zweitens eine 'Scheiiitür im westlichsten Raume <strong>des</strong> Tempels der Grabstätte zugekehrt.<br />
Den Raum, der diese Scheintiir enthält, haben wir also als Allerheiligstes bezeichnet und<br />
die ganze Raumgruppe daselbct als den ,,intimen" Teil <strong>des</strong> Tempels dem der späteren<br />
Abusir-Tempel analog gesetzt'.<br />
I) Ztschr. f. Gesch. d. Arch. 111, S. 72.<br />
2) Borchardt vermutet dagegen a. a. O., daß wir vor der <strong>Chephren</strong>-Pyramide noch ein besonderes Gebäude als<br />
intimstes Heiligtum gehabt hätten, und weist dabei auf den Snefru-Tempel von MCduni und auf den Mykerinos-Tempel hin,<br />
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