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Das Grabdenkmal des konigs Chephren

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<strong>Das</strong> <strong>Grabdenkmal</strong> <strong>des</strong> Königs <strong>Chephren</strong>.<br />

Mit Hilfe irgend eines Mechanismus wurde ein kupferner Hohlzylinder andauernd gedreh,<br />

der unter Beifügung von Schmirgelpulver' in den zu bohrenden Stein einschnitt. In der Mitte<br />

blieb ein Kern stehen, der später herausgebrochen wurde (Blatt XIV bei I). Die Spuren <strong>des</strong><br />

Bohrens sind ebenso an den Wandungen <strong>des</strong> Bohrlochs wie an den weggeworfenen Bohr-<br />

kernen zu sehen, Letztere sind nicht genau zylindrisch, sondern verjüngen sich von unten<br />

nach oben nicht unwesentlich (8 und 9). Die Löcher verjüngen sich gleichfalls, aber von<br />

oben nach unten; d. h. sie sind schwach trichterförmig. Demnach hat der Bohrer oben mehr<br />

Masse herausgefressen als unten. <strong>Das</strong> kann nur dadurch geschehen sein, d,aß die ßohrkrone<br />

während <strong>des</strong> ßohrens immer dünner wurde. Dadurch ist der Beweis gegeben, daß nicht mit<br />

einem Bohrer, <strong>des</strong>sen Krone mit fest eingefügten Edelsteinspitzen besetzt war, sondern mit<br />

Hilfe von losem Pulver gebohrt wurde, wobei sich der Bohrer selber auch abnutzte.<br />

Man wird annehmen müssen, daß die Krone <strong>des</strong> Bohrers aufgestaucht war, daß sie<br />

also dicker war als der übrige Bohrzylinder (ähnlich so wie man bei uns eine Säge ,,schränkt").<br />

<strong>Das</strong> hat zur Folge, daß nur die Krone ,,arbeitete", während der übrige Teil <strong>des</strong> Bohrers<br />

die Wandungen <strong>des</strong> Loches gar nicht berührte. Hätte man das nicht getan, so wären die<br />

Reibungswiderstände ganz enorm geworden.<br />

Charakteristisch für die mit Zylinderbohrern hergestellten Löcher und Kerne sind die<br />

Rillen, welche an den Wandungen rundum laufen. Je härter und homogener das Gestein<br />

ist, <strong>des</strong>to schärfer prägen sich diese Rillen aus. Am deutlichsten sind sie erkennbar im Am-<br />

phibolit (3-7). Petrie5 hat von einem schönen Bohrkern, den er s. Zt. in der Nähe <strong>des</strong><br />

<strong>Chephren</strong>tempels fand, behauptet, daß die Rillen spiralig, mit annähernd gleicher Gangbreite<br />

um den Kern herum liefen. Daraus schloß er, daß die Bohrung mit Hilfe eines mit Edel-<br />

steinspitzen besetzten Zylinderbohrers ausgeführt sei, der bei jedem Umgang eine Gangbreite<br />

tief (also bis I mm) geschnitten habe. Angenommen, seine Beobachtung sei richtig<br />

gewesen, so ist eine derartige Wirkung sogar bei modernen Diamantbohrern ausge-<br />

schlossen. Denn Diamantspitzen vertragen nur einen gang geringen Druck, wenn sie nicht<br />

zerspringen sollen. Ihre Wirkung besteht eigentlich nicht im Schneiden, sondern im Schleifen.<br />

Ganz abgesehen davon, daß d&artigen Kräften, wie sie zum Schneiden <strong>des</strong> Gesteins nötig<br />

wären, auch keine Fassung Widerstand leisten würde. Aber auch seine Beobachtung, daß<br />

die Rillen spiralig in annähernd gleichen Abständen liefen, ist irrig. An unseren Bei-<br />

spielen (5-8) kann man deutlich sehen, daß die Rillen oft in ganz verschiedenen Ab-<br />

ständen auftreten, daß sie sich häufig teilen oder zusammen laufen. Ihre Entstehung müssen<br />

wir darnach folgendermaßen erklären:<br />

Bei dem harten Material gehört eine unendliche Anzahl von Umdrehungen dazu, bis<br />

der Bohrer auch nur einen Millimeter Fortschritt gemacht hat, Wenn sich nun ein scharfes<br />

Schmirgelkorn seitlich in das weiche Kupfer der Krone eingedrückt hat und nun mit rundum<br />

gerissen wird, so schneidet es eine schwache Rille in das Gestein, welche bei den folgen-<br />

den Umdrehungen von demselben Korne vertieft wird, so lange, bis entweder das Korn aus<br />

I) Schmirgel und Kupferteilchen wurden in Bohrlöchern nachgewiesen. Schweinfurt fand bei Assuan Schmirgel-<br />

gruben, die in alter Zeit abgebaut worden sind, s. Ne-user-re S. 142. Bei weicheren Gesteinen, z. B. Alabaster, mag man oft<br />

statt Schmirgel Sand genommen haben.<br />

2) Petrie, Pyramids and temples of Gizeh, S. 173 und Mechanical methods of the Egyptiens im Anthropological<br />

Journal for 1883.

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