Das Grabdenkmal des konigs Chephren
Das Grabdenkmal des konigs Chephren
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<strong>Das</strong> <strong>Grabdenkmal</strong> <strong>des</strong> ICönigs Chephrcn.<br />
B. Der Aufgang.<br />
Beim Bau jeder Pyramide und ihres Tempels hatte man einen festen, schrägen Auf-<br />
weg nötig, auf dem man die Baumaterialien, die bis zum Fuß <strong>des</strong> Hügels zur Überschwem-<br />
mungszeit auf Flößen herangebracht worden waren, emporziehen konnte. In unserem Falle<br />
hat man die Felsenzunge, die sich von dem Pyramidenplateau herunter ins 'Tal erstreckte,<br />
als natürlichen Aufweg benutzt. Und da diese nicht genau östlich verläuft, sondern<br />
ostsüdöstlich, so bedingt das die schräge Richtung <strong>des</strong> Aufwegs und die gegenseitige Lage<br />
von Totentempel und Torbau.<br />
Auf diesem Aufweg nun hat man, ebenso wie bei den Abusiranlagen, einen gedeckten<br />
Gang errichtet, der die Verbindung zwischen Torbau und Tempel herstellen sollte. Er be-<br />
ginnt, wie schon erwähnt, im Torbau in der nordwestlichen Ecke <strong>des</strong> Querschiffs und führt<br />
von da in gerader Richtung zum Tempel hinauf, wo er südlich vom Vorraum endigt. Sein<br />
Anfang und Ende entwickeln sich also nicht in der Achse der Haupträume, sondern ver-<br />
schoben, von architektonisch untergeordneten Stellen aus. Der Torbau war also seiner An-<br />
lage nach nicht nur der Eingang für den Aufgang und den Totentempel, sondern hatte auch<br />
seine eigene Bedeutung, diente offenbar auch selbständigen Kulthandlungen.<br />
Der Gang selbst ist ein enger und ziemlich dunkler Korridor, der mit einer Steigung<br />
von Ca. I : I I ansteigt. Den geringen Anforderungen an Beleuchtung, die der alte Agypter<br />
stellte, mögen schmale Schlitzfenster, die wohl oben in den Deckenplatten angebracht waren,<br />
genügt haben. Eine derartige Oberlichtbeleuchtung hatte natürlich den Mangel, daß bei<br />
Regenwetter leicht etwas Wasser eindrang, welches dann als schmales Rinnsal auf dem Pflaster<br />
hinunter lief und sich so in den Räumen <strong>des</strong> Torbaus gesammelt hätte, wenn man es nicht<br />
unten am Ende <strong>des</strong> Aufgangs durch eine kleine Rinne im Pflaster aufgefangen und durch<br />
die dicke Mauer hindurch nach außen abgeleitet hätte.<br />
Der Aufgang charakterisiert sich als ein Nützlichlteitsbau ; er ist außen und innen<br />
ganz schmucklos aus weißem Kalkstein erbaut. Reliefs an den Innenwänden <strong>des</strong> Aufwegs<br />
finden sich erst in der V. Dynastie. Seine Mauern sind ziemlich dick, außen schwach ge-<br />
böscht und oben mit dem üblichen halbrunden Profil abgeschlossen. Seine Länge beträgt<br />
494,60<br />
C. Der Totentempel.<br />
Die bisher bekannten Pyramidentempel der IV. und V. Dynastie zerfallen prinzipiell -<br />
wie Borchardt klar nachgewiesen hat - in zwei gesonderte Hauptteile, den ,,öffentlichen"<br />
und ,,intimen" Tempel. Als dritter Teil kommen noch hinzu die Magazine und Nebenräume,<br />
die keine feste Lage im Tempelschema haben, sondern je nach den Umständen willkürlich<br />
angeordnet werden.<br />
I) Borchardt, Nefer-ir-ke-re S. 5 und Saliu-re I S. 12. Der von Borcliardt dort vertretenen Ansicht, daß der<br />
,,öffentliche" und „intime" Tempel in der IV. Dynastie noch zwei nicht unter demselben Dache vereinigte Gebäude waren,<br />
kann ich nicht beistimmen. Der <strong>Chephren</strong>-Tempel zeigt das Gegenteil, und die Anlage <strong>des</strong> Mykerinos ist so verwickelt, daß<br />
es schwer ist, über den ursprünglich beabsichtigten Plan zu diskutieren, solange genaue Aufnahmen noch ausstehen.<br />
Jedenfalls scheint der roh ausgeführte, quergelagertc, schmale Pfeilersaal als Teil <strong>des</strong> intimen Tempels dem Allerheiligsten<br />
im <strong>Chephren</strong>-Tempel zu entsprechen. Ob dagegen die an die Pyramide <strong>des</strong> Mykerinos angebaute Kapelle überhaupt dem-<br />
selben Entwurf angehörte wie der ausgeführte Tempel, erscheint mir zweifelhaft. Vgl. S. 30, Anm.