08.10.2013 Aufrufe

Das Grabdenkmal des konigs Chephren

Das Grabdenkmal des konigs Chephren

Das Grabdenkmal des konigs Chephren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

56<br />

<strong>Das</strong> <strong>Grabdenkmal</strong> <strong>des</strong> Königs Chepliren.<br />

kommen aber nicht in Betracht. Alles das läßt es als sicher erscheinen, daß die Hoftüren<br />

von Inschriften umrahmt waren. Der Text wird derselbe wie am Torbau gewesen sein, vielleicht<br />

entsprechend der geringeren Türhöhe nur etwas kürzer.<br />

Nun bleibt noch die schwierigste Frage: Was hat in den großen Löchern gestanden,<br />

die sich zwischen je 2 Türachsen befinden und je um ein Drittel in die Mauer einbinden?<br />

Die Konstruktion der Löcher (Abb. 46) Iäßt mit Sicherheit erkennen, daß sie für<br />

hochragende Steine bestimmt waren, die man genau ebenso wie die Pfeiler aufltippen wollte<br />

(s. Abschnitt IV). In den Löchern fanden<br />

sich Reste dieser Steine, die abgebrochen<br />

und, während die Steine herausgeholt wurden,<br />

in ihrer ursprüngIichen Lage kleben geblieben<br />

sind. Es sind Kantenstücke von rotem Granit,<br />

I . 0,<br />

t<br />

Abb. 46. Senkrechter Schnitt durch ein Statuenloch am Hofe.<br />

die an den Außenseiten poliert sind. Und<br />

das ist auffallend, denn gewöhnlich glätteten<br />

und schliffen die alten Ägypter die Vorder-<br />

seiten der Quader erst nach Beendigung <strong>des</strong><br />

Rohbaus. Diese Steine dagegen sind in fast fertig bearbeitetem Zustande versetzt worden.<br />

<strong>Das</strong> deutet darauf hin, da8 es nicht Architekturstücke im engeren Sinne, sondern wahrscheinlich<br />

Bildhauerarbeiten waren.<br />

Damit ist man am Schluß <strong>des</strong> Indizienbeweises angekommen. Den letzten Schritt, zu<br />

entscheiden, welcher Art die Bildwerke waren, die hier standen, muß man dem Stilgefühl<br />

<strong>des</strong> archäologisch gebildeten Lesers überlassen. Es dürfte kaum zweifelhaft sein, daß es<br />

stehende Königsstatuen waren.<br />

Einen Einwand jedoch gegen diese Folgerung habe ich im vorläufigen Bericht über<br />

die Ausgrabungen' selber erhoben. Ich sagte damals, daß, wenn Statuen vorhanden gewesen<br />

wären, sich irgend welche Reste davon hätten finden lassen müssen; es ist aber nicht das<br />

geringste Stück einer solchen Riesenstatue gefunden worden. Ich ging dabei von der An-<br />

nahme aus, daß die Statuen an Ort und Stelle zerstört worden wären. Die Fortsetzung der<br />

Ausgrabung im Jahre I g IO belehrte uns aber, daß die Statuen aufs Sorgfältigste herausgeholt<br />

und fortgeschafft worden sind, genau so wie die Statuen aus den Serdabs, Zu dem Zweck<br />

hat man die Felsenbettung um die Statuen herum abgesprengt, um den Fuß der Statuen<br />

frei zu legen, und hat mit Hebebäumen, deren Angriffsstellen in den meisten Löchern noch<br />

zu sehen sind, untergefaßt. Die Möglichkeit endlich, daß statt der Statuen gebälktragende Pfeiler<br />

dort gestanden hätten, wird der bauverständige Leser angesiclits der Ecltlösung <strong>des</strong> Hofes ablehnen.<br />

Nach all diesen Ausführungen scheint der Statuenhof wohl im wesentlichen richtig<br />

rekonstruiert zu sein.<br />

Inmitten <strong>des</strong> Hofes (c-d, 7) ist als Standspur auf dem Felsenuntergrund ein quadratisches<br />

Feld zu erkennen. Hier könnte vielleicht ein Altar gestanden haben, was allerdings gegen die in der<br />

V. Dynastie herrschende Sitte2 wäre, nach der der Altar in der hinteren rechten Ecke <strong>des</strong> Hofes steht.<br />

<strong>Das</strong> Regenwasser, welches bei Platzregen sich im Hofe sammelte, mußte abgehalten<br />

werden, in den Umgang oder gar in die Kulträume ZLI fließen. Darum liegt der Fußboden<br />

<strong>des</strong> Umgangs und der Kulträume um etwa 5 cm höher als das Pflaster <strong>des</strong> Hofes, Aus<br />

I) 8%. 46 (1909-10) s. 7. 2) Sahu-re S. 15, Nefer-ir-Ire-re S. 7, Ne-user-re S. 15.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!