Das Grabdenkmal des konigs Chephren
Das Grabdenkmal des konigs Chephren
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<strong>Das</strong> <strong>Grabdenkmal</strong> <strong>des</strong> Königs Chepliren.<br />
kommen aber nicht in Betracht. Alles das läßt es als sicher erscheinen, daß die Hoftüren<br />
von Inschriften umrahmt waren. Der Text wird derselbe wie am Torbau gewesen sein, vielleicht<br />
entsprechend der geringeren Türhöhe nur etwas kürzer.<br />
Nun bleibt noch die schwierigste Frage: Was hat in den großen Löchern gestanden,<br />
die sich zwischen je 2 Türachsen befinden und je um ein Drittel in die Mauer einbinden?<br />
Die Konstruktion der Löcher (Abb. 46) Iäßt mit Sicherheit erkennen, daß sie für<br />
hochragende Steine bestimmt waren, die man genau ebenso wie die Pfeiler aufltippen wollte<br />
(s. Abschnitt IV). In den Löchern fanden<br />
sich Reste dieser Steine, die abgebrochen<br />
und, während die Steine herausgeholt wurden,<br />
in ihrer ursprüngIichen Lage kleben geblieben<br />
sind. Es sind Kantenstücke von rotem Granit,<br />
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Abb. 46. Senkrechter Schnitt durch ein Statuenloch am Hofe.<br />
die an den Außenseiten poliert sind. Und<br />
das ist auffallend, denn gewöhnlich glätteten<br />
und schliffen die alten Ägypter die Vorder-<br />
seiten der Quader erst nach Beendigung <strong>des</strong><br />
Rohbaus. Diese Steine dagegen sind in fast fertig bearbeitetem Zustande versetzt worden.<br />
<strong>Das</strong> deutet darauf hin, da8 es nicht Architekturstücke im engeren Sinne, sondern wahrscheinlich<br />
Bildhauerarbeiten waren.<br />
Damit ist man am Schluß <strong>des</strong> Indizienbeweises angekommen. Den letzten Schritt, zu<br />
entscheiden, welcher Art die Bildwerke waren, die hier standen, muß man dem Stilgefühl<br />
<strong>des</strong> archäologisch gebildeten Lesers überlassen. Es dürfte kaum zweifelhaft sein, daß es<br />
stehende Königsstatuen waren.<br />
Einen Einwand jedoch gegen diese Folgerung habe ich im vorläufigen Bericht über<br />
die Ausgrabungen' selber erhoben. Ich sagte damals, daß, wenn Statuen vorhanden gewesen<br />
wären, sich irgend welche Reste davon hätten finden lassen müssen; es ist aber nicht das<br />
geringste Stück einer solchen Riesenstatue gefunden worden. Ich ging dabei von der An-<br />
nahme aus, daß die Statuen an Ort und Stelle zerstört worden wären. Die Fortsetzung der<br />
Ausgrabung im Jahre I g IO belehrte uns aber, daß die Statuen aufs Sorgfältigste herausgeholt<br />
und fortgeschafft worden sind, genau so wie die Statuen aus den Serdabs, Zu dem Zweck<br />
hat man die Felsenbettung um die Statuen herum abgesprengt, um den Fuß der Statuen<br />
frei zu legen, und hat mit Hebebäumen, deren Angriffsstellen in den meisten Löchern noch<br />
zu sehen sind, untergefaßt. Die Möglichkeit endlich, daß statt der Statuen gebälktragende Pfeiler<br />
dort gestanden hätten, wird der bauverständige Leser angesiclits der Ecltlösung <strong>des</strong> Hofes ablehnen.<br />
Nach all diesen Ausführungen scheint der Statuenhof wohl im wesentlichen richtig<br />
rekonstruiert zu sein.<br />
Inmitten <strong>des</strong> Hofes (c-d, 7) ist als Standspur auf dem Felsenuntergrund ein quadratisches<br />
Feld zu erkennen. Hier könnte vielleicht ein Altar gestanden haben, was allerdings gegen die in der<br />
V. Dynastie herrschende Sitte2 wäre, nach der der Altar in der hinteren rechten Ecke <strong>des</strong> Hofes steht.<br />
<strong>Das</strong> Regenwasser, welches bei Platzregen sich im Hofe sammelte, mußte abgehalten<br />
werden, in den Umgang oder gar in die Kulträume ZLI fließen. Darum liegt der Fußboden<br />
<strong>des</strong> Umgangs und der Kulträume um etwa 5 cm höher als das Pflaster <strong>des</strong> Hofes, Aus<br />
I) 8%. 46 (1909-10) s. 7. 2) Sahu-re S. 15, Nefer-ir-Ire-re S. 7, Ne-user-re S. 15.