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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-1-<br />

Anhang zur<br />

1 . Vorlesung<br />

Wir hatten festgestellt: Eine <strong>Anthropologie</strong> - und vorzüglich<br />

eine pädagogische <strong>Anthropologie</strong>/ die sich einer Orientierung erzieherischen<br />

Handelns versuchen möchte - wird in anthropologischen<br />

Fragestellungen nicht nur ein (natur-)wissenschaftliches Thema der<br />

objektivierenden Selbstzuwendung sehen wollen, sondern vor allem und<br />

darüber hinaus auf Selbsterkenntnis dringen. Selbsterkenntnis schien<br />

uns also nicht identisch zu sein mit Selbstkenntnis/ die den Menschen<br />

voi außen als Tatsache zu fassen bemüht ist und die sich, indem<br />

sie ihn nur als Tatsache befragt - als etwas Vorkommendes unter<br />

anderen Vorkommenden -, sich möglicherweise den Weg abschneidet zu<br />

jenen elementaren Bedingungen menschlicher Existenz, die immer schon<br />

vorausgesetzt werden müssen, damit die wissenschaftliche Tatsachenoptik<br />

überhaupt Zustandekommen kann. Man kann sich den Sachverhalt<br />

einfach verdeutlichen: jene Trennung von Subjekt und Objekt, von<br />

Forschung und zu Erforschendem, durch die Dinge und Menschen zu Tat-<br />

sachen für den Beobachter und Forscher werden, ist ihrerseits allererst<br />

möglich auf dem Grunde der Bewußtseinsverfassung des Menschen.<br />

Sie liegt allen Tatsachen voraus, und zwar als Problem der Selbstinterpretation<br />

in kategorialer Absicht. Und die Frage, was dieses<br />

Bewußtsein sei - ein Spiegel der Dinge, eine Einheit stiftende<br />

geistige Aktivität, ein Instrument der Naturbearbeitung unter Überlebensgesichtspunkten,<br />

ein menschlicher Abglanz göttlichen Weltliches,<br />

etwas Müßiges oder etwas Tätiges - die Frage also, was Bewußtsein<br />

als "Basiselement 11 im ganzen menschlicher Verfassung bedeute, ist<br />

selbst nur "spekulativ", durch interpretierende Selbstreflexion zu<br />

beantworten und nicht durch einen Hinweis auf Fakten, die sich allererst<br />

einer bestimmten Auslegung des Bewußtseins verdanken. Die<br />

Selbsterkenntnis des Bewußtseins, aber auch, wie wir andeuteten,<br />

solcher Grundphänomene wie Freiheit oder Geschichtlichkeit, ist eine<br />

Leistung primärer Daseinsauslegung, Leistung einer historisch nicht<br />

abreißenden tiefen Hermeneutik, der das entspringt, was man mit<br />

einem philosophischen Fachwort als "Seinsverständnis" bezeichnet.<br />

Und so ist auch der Typus moderner anthropologischer Forschung<br />

von einem bestimmten "Seinsverständnis" getragen - auf eine Formel<br />

gebracht: Das Seiende (die Wirklichkeit) wird unter der primären

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