11.10.2013 Aufrufe

PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

-7-<br />

Lebendigen ist, sondern auch Freiheit, so steht damit immer noch<br />

zur Debatte, ob solche beim Menschen vorkommende Freiheit eben<br />

nur der Experimentalspielraum eines bestimmten Gattungswesens ist,<br />

das - ins <strong>Pädagogische</strong> gewendet - mühsam lernen darf, was das<br />

Tier mühelos weiß oder gewinnt. Oder ist Freiheit etwas im Natur-<br />

Programm nicht Vorgesehenes, ist sie gewissermaßen ein Loch im<br />

sonst festgefügten Netzwerk der Natur? Und wieder stellt sich die<br />

Frage der Bewertung. Ist, was wir als Freiheit gemeinhin lieben und<br />

schätzen, tatsächlich ein Vorzug oder sind wir, wie Sartre formulierte,<br />

zur Freiheit verdammt. Verdammt dazu, die Natur mit Mühen<br />

zu finden und zu erfinden, was den anderen Lebewesen die Naturvorsorge<br />

abgenommen hat? Und in der Tat, betrachtet man die Geschichte<br />

unter dem Gesichtspunkt menschlicher "Freiheitstaten 11 , so sehen wir<br />

uns nicht nur dazu veranlaßt, eben diese Taten als gelungene Werke<br />

auf dem Wege menschlicher Selbstvollendung zu feiern. Wir gewinnen<br />

den Eindruck, daß Freiheit etwas durchaus Ambivalentes sei, nämlich<br />

immer auch die Möglichkeit zu irren, zu übermächtigen, zu überlisten.<br />

Natur, Geist, Geschichte, Freiheit - warum diese Erinnerung an<br />

Topoi der Selbstinterpretation in der Bemühung um Selbsterkenntnis?<br />

Zum einen, weil an ihnen ein Pol des Doppelsinnes von <strong>Anthropologie</strong><br />

verdeutlicht werden kann, jener Pol, dessen sich vor allem die<br />

/<br />

klassische philosophische <strong>Anthropologie</strong> angenommen hatte. Zum<br />

anderen aber, um Grenzen aufzuzeigen, an die anthropologische Forschung<br />

in gegenständlich-wissenschaftlicher Einstellung stößt. Die<br />

Fragen nach Freiheit und Geschichtlichkeit des Menschen betreffen<br />

im Grunde keine Fakten. Sie sind, jedenfalls als prinzipielle Bestimmungen<br />

gedacht, über den Bereich dessen hinaus, was anthropologische<br />

Forschung feststellen kann. Gewiß kann man empirisch erheben<br />

- z.B. durch Umfragen - welche konkreten Freiheitsspielräume etwa<br />

Lehrer in der Gestaltung des Unterrichts haben, das heißt, man kann<br />

bestimmte Entscheidungsmöglichkeiten, die mit Berufsrollen verbunden<br />

sind, taxieren. Aber die Feststellung von mehr oder weniger Handlungsspielraum<br />

in sozialen Systemen oder Berufspositionen kann nicht<br />

darüber befinden, ob es zur Natur des Menschen gehöre, frei zu<br />

sein,und wie man diese Freiheit grundsätzlich zu begreifen habe,nämlich<br />

als Mangel oder Vorzug.Die Frage nach der Freiheit als anthropologische:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!