PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
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Lebendigen ist, sondern auch Freiheit, so steht damit immer noch<br />
zur Debatte, ob solche beim Menschen vorkommende Freiheit eben<br />
nur der Experimentalspielraum eines bestimmten Gattungswesens ist,<br />
das - ins <strong>Pädagogische</strong> gewendet - mühsam lernen darf, was das<br />
Tier mühelos weiß oder gewinnt. Oder ist Freiheit etwas im Natur-<br />
Programm nicht Vorgesehenes, ist sie gewissermaßen ein Loch im<br />
sonst festgefügten Netzwerk der Natur? Und wieder stellt sich die<br />
Frage der Bewertung. Ist, was wir als Freiheit gemeinhin lieben und<br />
schätzen, tatsächlich ein Vorzug oder sind wir, wie Sartre formulierte,<br />
zur Freiheit verdammt. Verdammt dazu, die Natur mit Mühen<br />
zu finden und zu erfinden, was den anderen Lebewesen die Naturvorsorge<br />
abgenommen hat? Und in der Tat, betrachtet man die Geschichte<br />
unter dem Gesichtspunkt menschlicher "Freiheitstaten 11 , so sehen wir<br />
uns nicht nur dazu veranlaßt, eben diese Taten als gelungene Werke<br />
auf dem Wege menschlicher Selbstvollendung zu feiern. Wir gewinnen<br />
den Eindruck, daß Freiheit etwas durchaus Ambivalentes sei, nämlich<br />
immer auch die Möglichkeit zu irren, zu übermächtigen, zu überlisten.<br />
Natur, Geist, Geschichte, Freiheit - warum diese Erinnerung an<br />
Topoi der Selbstinterpretation in der Bemühung um Selbsterkenntnis?<br />
Zum einen, weil an ihnen ein Pol des Doppelsinnes von <strong>Anthropologie</strong><br />
verdeutlicht werden kann, jener Pol, dessen sich vor allem die<br />
/<br />
klassische philosophische <strong>Anthropologie</strong> angenommen hatte. Zum<br />
anderen aber, um Grenzen aufzuzeigen, an die anthropologische Forschung<br />
in gegenständlich-wissenschaftlicher Einstellung stößt. Die<br />
Fragen nach Freiheit und Geschichtlichkeit des Menschen betreffen<br />
im Grunde keine Fakten. Sie sind, jedenfalls als prinzipielle Bestimmungen<br />
gedacht, über den Bereich dessen hinaus, was anthropologische<br />
Forschung feststellen kann. Gewiß kann man empirisch erheben<br />
- z.B. durch Umfragen - welche konkreten Freiheitsspielräume etwa<br />
Lehrer in der Gestaltung des Unterrichts haben, das heißt, man kann<br />
bestimmte Entscheidungsmöglichkeiten, die mit Berufsrollen verbunden<br />
sind, taxieren. Aber die Feststellung von mehr oder weniger Handlungsspielraum<br />
in sozialen Systemen oder Berufspositionen kann nicht<br />
darüber befinden, ob es zur Natur des Menschen gehöre, frei zu<br />
sein,und wie man diese Freiheit grundsätzlich zu begreifen habe,nämlich<br />
als Mangel oder Vorzug.Die Frage nach der Freiheit als anthropologische: