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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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denn bei jeder dieser Zueignungen tat er eigentlich nichts,<br />

als das Merkmal eines zähmbaren, nützlichen, sich anzueignenden<br />

Wesens (zu) bemerken und dies durch die Sprache oder Probe (zu)<br />

bezeichnen." (a.a.O. S. 36)<br />

Hier wird die eigentümliche "Werktätigkeit 11 der Sprache ganz<br />

deutlich. Jede Benennung (Generierung von Merkmalen) ist,<br />

mit Herders eigenem Wort/ ein Akt der "Zueignung".<br />

Zueignen meint jedoch nicht dasselbe wie Aneignen, denn Zu-<br />

eignung läßt dem, was man zueignet oder sich zueignet noch<br />

einen eigenen Wert. Die sprachliche Zueignung der Dinge im<br />

Bemerken von Merkmalen durch den Menschen bedeutet ihre Er-<br />

schließung aus dem menschlichen Horizont. Allerdings ist auch<br />

in der Zueignung das Interesse ausgepannt, das Interesse der<br />

Nutzbarkeit. Sprachliche Zueignung durch Benennung ist also<br />

keine interessenlose Zueignung. Das meint Herder, wenn er darauf<br />

abhebt, daß die sprachliche Zueignung der Natur so etwas wie<br />

der Ur-Akt ihrer Eroberung ist. Eroberung ist jedoch nicht gleich-<br />

zusetzen mit Ausbeutung, sondern mit tätiger Entdeckung. In<br />

der Entdeckung bleibt das Wechselspiel zwischen Sache und Merk-<br />

mal noch erhalten - in der positiven Materialisierung der<br />

Sachen geht es verloren. - Nimmt man also die verschiedenen<br />

Äußerungen Herders zu seiner Merkmalstheorie der Sprache zu-<br />

sammen, so wäre zu sagen: Herder tendiert zu einer prag-<br />

matischen Betrachtung der Sprache und des Sprachur-<br />

sprungs. Das heißt:Sprache wird als jenes Werk des Menschen<br />

verstanden, in dem er eine eigene und variable "Merk-Welt" auf-<br />

baut. In idealtypischer Rekonstruktion geschieht dieser Aufbau<br />

als Abdämmung gegen die Überflutung durch einen Wirbel der<br />

Erscheinungen, im einzelnen als Feststellung bestimmter Gegen-<br />

stände im Unterschied zu anderen. Formal vollzieht sich dieses<br />

Feststellen als selektive Prädikation, als Heraushebung von<br />

Eigenschaften, die im Zuge absichtlicher oder unabsichtlicher<br />

Erfahrungen (Begegnungen) sich als merkmalsträchtig erweisen.<br />

Der primäre Grund der Unterscheidung von Eigenschaften sind<br />

aber nicht irgendwelche intellektuellen Ambitionen im Hinblick

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