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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-77-<br />

Der Mensch ist demnach Schöpfer und Geschöpf der Gesellschaft,<br />

und zwar nicht aus reiner Willkür, sondern aus wesenhafter Not.<br />

Aber inwiefern bedeutet die Vergesellschaftung des Menschen,<br />

die für Herder im Grundphänomen der Familie gleichsam ihren<br />

originärsten Ausdruck gewinnt, eine "natürliche", "wesentliche"<br />

und "notwendige" Fortbildung der Sprache? Hätte Herder nicht die<br />

Vergesellschaftung am Eltern-Kind-Verhältnis exponiert, so<br />

könnte man vermuten, es sei der "freie gesellige Verkehr"<br />

selbst, der im Austausch der Merkwelten die Sprache anreichere.<br />

Aber auf diese Weise möglicher Sprachfortbildung kommt es<br />

Herder hier offenbar nicht an. Wie also kann sich Sprache durch<br />

die Zuwendung zum sprachlosen Kind fortbilden? Müßte man nicht<br />

annehmen, daß in der Zuwendung zum Kinde nur sehr reduzierte<br />

Weisen des Sprechens geboten sind, solche nämlich, die der<br />

kindlichen Erlebnis-Artikulationskraft zugänglich sind?<br />

Das ist jedoch nicht der elaborierte Status einer entwickelten<br />

Erwachsenensprache. Wenn Herder solchen Bedenken zum Trotz<br />

die naturnotwendige Entwicklung der Sprache an die gegenüber<br />

dem Kind wahrgenommene Elternschaft bindet,<br />

an die Intim-Institution der Familie, so deshalb, weil er in<br />

ihr die wesentliche Grundform allen Erziehens und Unterrichtens<br />

sieht. Seine entscheidenden Argumente faßt Herder in Fragen:<br />

"Wieviel Ordnung und Ausbildung bekommt die Sprache also schon<br />

eben damit, daß sie väterliche Lehre wird? Wer lernt nicht,in-<br />

dem er lehrt? Wer versichert sich nicht seiner Ideen, wer<br />

mustert nicht seine Worte, indem er sie ändern mitteilt, und<br />

sie so oft von den Lippen des Unmündigen stammeln hört?" (Ab-<br />

handlung, S. 74) Und das Ergebnis dieser fragenden Exposition<br />

lautet dann: "Hier also gewinnt schon die Sprache eine Form<br />

der Kunst, der Methode. Hier wurde die erste Grammatik, die<br />

ein Abdruck der menschlichen Seele und ihrer natürlichen Logik<br />

war, schon durch eine scharf prüfenden Zensur berichtigt..."<br />

(Abhandlung, S. 74)<br />

Bedenkt man diese Sätze, dann mindert sich die Überraschung,<br />

die sich einstellen kann angesichts—Ae^ aß He r 4 ex<br />

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des<br />

<strong>Egon</strong> <strong>Schütz</strong>

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