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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-2-<br />

Perspektive zu berechnender Gegenständlichkeit beleuchtet. Anders<br />

formuliert: das Sein der Dinge besteht in ihrer Gegenständlichkeit<br />

für uns; die Dingerfahrung ist Gegenstandserfahrung. Gemäß dieser<br />

Vorentscheidung erscheint auch der Mensch als Forschungsgegenstand,<br />

als Sachverhalt, den es aus der Distanz zu untersuchen gilt, wenn<br />

man zu objektiven Aussagen gelangen will. Daß die gegenständliche<br />

Sicht auf die Dinge und Menschen und die Einschätzung des Bewußtseins<br />

als Instanz der Vergegenständlichung durchaus nicht die einzige<br />

Möglichkeit unseres Vorverständnisses ist, läßt sich aus der Geschichte<br />

der Naturwissenschaft selbst belegen, die erst in neuerer<br />

Zeit zu einer quantifizierenden Tatsachenwissenschaft wurde, indem<br />

sie den Schnitt zwischen Subjekt und Objekt vollzog. Damit wurde<br />

aus der betrachtenden Wissenschaft, die noch von einer ursprünglichen<br />

Einheit zwischen dem Wissenden und dem Gewußten, von einer ursprünglichen<br />

Sympathie von Welt und Wissen aus ging, eine Wissenschaft zugreifender<br />

und technische Zugriffe ermöglichender Art. Nicht mehr<br />

die Muße, sondern Auseinandersetzung und Bearbeitung wurde zum<br />

Kennzeichen des "wissenschaftlichen Seinsverständnisses 11 - und<br />

das selbstverständlich nicht folgenlos für den Menschen selbst, der<br />

in dem Maße, in dem er Natur (und Gesellschaft) zu Gegenständen<br />

und das heißt zu Widerständen seiner Erkenntnis- und Handlungsabsichten<br />

erhob, auch sich selbst vergegenständlichte und materialisierte.<br />

Über diese "Dialektik der Aufklärung" durch eine veränderte<br />

Grundinterpretation der Einstellung zur Welt ließe sich noch vieles<br />

ausführen. Bekannt ist, daß auch die Pädagogik - wenn auch sehr<br />

spät - auf ihrem Wege zu einer "modernen 11 Wissenschaft schließlich<br />

mit der problematischen Seite dieser Entwicklung konfrontiert wurde.<br />

Auch in ihr wurde nach anfänglicher Euphorie bewußt, daß die positivwissenschaftliche<br />

Bekümmerung um pädagogische Phänomene zu einer<br />

"Verdinglichung" führen kann, in der sich objektive menschliche<br />

Funktionsgerechtigkeit mit subjektiv erfahrener Sinnlosigkeit zu<br />

einer äußerst fragwürdigen Existenzform verbinden. Und gewiß bedarf<br />

es keiner umständlichen Argumentation, um in solcher Situation<br />

die Notwendigkeit jener Selbsterkenntnis nachdrücklich herauszustellen,<br />

die nachdenkend hinter die Wissenschaft zurückgreift, nicht<br />

um sie zu verachten, wohl aber, um das zu bedenken, was sich der<br />

Vergegenständlichung in Tatsachen entzieht und gleichwohl in<br />

ihnen zur Erscheinung kommt.

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