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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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-41-<br />

II<br />

Wie also sucht Herder das Wort Humanität evident zu bestimmen,<br />

wobei auch in diesem Wort eine Doppeldeutigkeit schwingt, denn<br />

es bezeichnet einmal die „Eigentümlichkeit" des Lebewesens<br />

Mensch (im Unterschied zu reinen Naturwesen) und es bezeichnet<br />

ein Telos, eine Norm. Humanität im ersten Sinne wäre der<br />

Inbegriff der bereits angezeigten anthropologischen Grundbestimmungen.<br />

Im zweiten Sinne wäre Humanität der Sinn der Menschheitsgeschichte<br />

im einzelnen und im ganzen. Herder ist nun bestrebt,<br />

beide Begriffe zusammenzuschließen. Dieses Zusammenschließen<br />

geschieht über den Weg der Nachzeichnung menschlicher<br />

Entwicklungsgeschichte. Auch hier kann die umfängliche<br />

Darstellung Herders nicht im einzelnen gezeichnet werden. Es<br />

mag daher zunächst der Einweis genügen: Pur Herder tritt der<br />

Mensch in seine eigene (Humanitäts-) Geschichte mit dem naufrechten<br />

Gang". Es heißt: „Der aufrechte Gang des Menschen ist<br />

ihm einzig natürlich; ja ^ r ist die Organisation zum ganzen<br />

Beruf seiner Gattung und sein unterscheidender Charakter." (a.<br />

a.O. S.100) Es überrascht sicherlich, daß Herder den aufrechten<br />

Gang des Menschen als sein wesentliches Unterscheidungsmerkmal<br />

ansieht, dem noch eine höhere Bedeutung zugemessen<br />

wird als den anthropologischen Grundqualitäten von Sprache,<br />

Vernunft, Kunst, Sitte. Aber man muß die Hervorhebung des aufrechten<br />

Gangs aus der Bemühung verstehen, in der natürlichen<br />

Erscheinung des Menschen bereits eine Differenz zu anderen Naturerscheinungen<br />

auszumachen, die offensichtlich und ohne metaphysische<br />

Interpretation überzeugend ist. Der aufrechte Gang,<br />

der die spezifische Gestalt des Menschen ausmachen soll, ist<br />

nach Herder seine augenscheinliche Ablösung von der Unmittelbarkeit<br />

zur Erde und damit eine immense Erweiterung des Gesichts-<br />

und Hörfeldes sowie die Freisetzung der Hand zum Universalinstrument.<br />

Doch Herder sieht den aufrechten Gang nicht<br />

nur als physisch-morphologisches Differenzierungsmerkmal (das<br />

wäre nur seine „pragmatische" Bedeutung), sondern er betrachtet<br />

ihn auch als Symbol: „Mütterlich bot sie (die Natur) ihrem letzten<br />

künstlichen Geschöpf die Hand und sprach: ,Steh auf von der<br />

Erde! Dir selbst überlassen, wärest du Tier wie andre Tiere;

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