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PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv

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Versuche wendet, die Bestimmung des Menschen allein aus dem<br />

Begriff zu deduzieren oder sie als Offenbarung schlicht anzu-<br />

nehmen. Die reine Zergliederung des Begriffs vom Menschen ist<br />

ihm insofern unrealistisch, als sie nur zu einer Anhäufung<br />

von leblosen Prädikaten führen kann; die schlichte Hinnahme<br />

einer über- und außermenschlichen Wesensoffenbarung hingegen<br />

widerstreitet offenbar dem Selbstanspruch der Vernunft, der<br />

sich einer Dogmatik nicht unbesehen beugen möchte. So bleibt<br />

für die realistische Form historisch vermittelter Selbsterkenntnis<br />

nur der mühsame Weg in die wirkliche Geschichte. Und<br />

daß dieser Weg nicht nur deshalb mühsam ist, weil er ein intensives<br />

Studium historischer Gegebenheiten erfordert, sondern<br />

auch deshalb, weil ohne Interpretation die Fakten sich zu einer<br />

Geschichte der Bildung der Menschheit nicht zusammenschließen,<br />

zeigt: der „Realismus 11 in der Selbsterkenntnis, dem sich Herder<br />

verschreiben möchte, verheißt keine schnellen Antworten. Zwischen<br />

den Verlockungen des Optimismus und den ewigen Zweifeln<br />

des Pessimismus oder Skeptizismus muß sich eine realistische<br />

Philosophie der Geschichte der Menschheit gleichsam hindurch-<br />

fragen. Ginge es nicht um eine P h i l o s o p h i e der Geschichte<br />

zur Bildung der Menschheit, sondern nur um Geschichte als<br />

Gegenstand historischen Forschungswillens - Nietzsche würde<br />

hier von einer antiquarischen Geschichtsschreibung sprechen- ,<br />

so könnten die Positionen des Optimismus oder des Skeptizismus<br />

unbeachtet, weil eigentlich nur störend, beiseite gehalten<br />

werden. Da aber die Philosophie der Geschichte die Reichweite<br />

historischer Faktenfeststellung am Ende übersteigen muß, wenn<br />

anders sie überhaupt orientieren soll, eröffnet sich die Möglichkeit<br />

konkurrierender Gesamtdeutungen, die sich schließlich<br />

gegenseitig relativieren und die Frage nach dem, wozu sich der<br />

Mensch bilde, bliebe so offen wie die Antworten darauf belanglos.<br />

Der noch jugendliche Herder der Bückeburger Zeit hat das deutlich<br />

gespürt, und man fragt sich -unwillkürlich, wie.es ihm wohl

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