PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
PDF-Datei: Pädagogische Anthropologie - Egon Schütz Archiv
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 20 -<br />
Versuche wendet, die Bestimmung des Menschen allein aus dem<br />
Begriff zu deduzieren oder sie als Offenbarung schlicht anzu-<br />
nehmen. Die reine Zergliederung des Begriffs vom Menschen ist<br />
ihm insofern unrealistisch, als sie nur zu einer Anhäufung<br />
von leblosen Prädikaten führen kann; die schlichte Hinnahme<br />
einer über- und außermenschlichen Wesensoffenbarung hingegen<br />
widerstreitet offenbar dem Selbstanspruch der Vernunft, der<br />
sich einer Dogmatik nicht unbesehen beugen möchte. So bleibt<br />
für die realistische Form historisch vermittelter Selbsterkenntnis<br />
nur der mühsame Weg in die wirkliche Geschichte. Und<br />
daß dieser Weg nicht nur deshalb mühsam ist, weil er ein intensives<br />
Studium historischer Gegebenheiten erfordert, sondern<br />
auch deshalb, weil ohne Interpretation die Fakten sich zu einer<br />
Geschichte der Bildung der Menschheit nicht zusammenschließen,<br />
zeigt: der „Realismus 11 in der Selbsterkenntnis, dem sich Herder<br />
verschreiben möchte, verheißt keine schnellen Antworten. Zwischen<br />
den Verlockungen des Optimismus und den ewigen Zweifeln<br />
des Pessimismus oder Skeptizismus muß sich eine realistische<br />
Philosophie der Geschichte der Menschheit gleichsam hindurch-<br />
fragen. Ginge es nicht um eine P h i l o s o p h i e der Geschichte<br />
zur Bildung der Menschheit, sondern nur um Geschichte als<br />
Gegenstand historischen Forschungswillens - Nietzsche würde<br />
hier von einer antiquarischen Geschichtsschreibung sprechen- ,<br />
so könnten die Positionen des Optimismus oder des Skeptizismus<br />
unbeachtet, weil eigentlich nur störend, beiseite gehalten<br />
werden. Da aber die Philosophie der Geschichte die Reichweite<br />
historischer Faktenfeststellung am Ende übersteigen muß, wenn<br />
anders sie überhaupt orientieren soll, eröffnet sich die Möglichkeit<br />
konkurrierender Gesamtdeutungen, die sich schließlich<br />
gegenseitig relativieren und die Frage nach dem, wozu sich der<br />
Mensch bilde, bliebe so offen wie die Antworten darauf belanglos.<br />
Der noch jugendliche Herder der Bückeburger Zeit hat das deutlich<br />
gespürt, und man fragt sich -unwillkürlich, wie.es ihm wohl